Montag, 29. April 2024

Der Leihwagen (3)

Es macht mich immer ganz nervös, wenn die spannenden Berichte aus meinem aufregenden Alltag keine thematische Trilogie bilden. Daher zu eurer Erbauung die lang erwartete Fortsetzung meines Leihwagen-Abenteuers. Heute rief ich zur Abwechslung mal eine andere Kfz-Werkstatt an - nämlich jene, die meine Sommerräder eingelagert hat. Der Chef versprach einen raschen Rückruf, um einen vereinbarten Termin festzuzurren und ins Computersystem einzutragen, rief nicht zurück und ließ den Auftrag von einem Mitarbeiter auf meine Nachfrage bestätigen. So weit, so erwartbar.

Dann suchte ich die andere Werkstatt auf, die sicher irgendwann die Bremsen meines Autos reparieren wird. Praktisch wäre es, wenn ich dieses nicht morgen Abend, sondern am Donnerstag abholen könnte. Dann hätte ich den zwar winzig kleinen, aber mit intakten Reifen versehenen Leihwagen über den Feiertag zur Verfügung. Leider geht das nicht, weil ein Betriebsausflug die komplette Belegschaft von Mittwoch bis Sonntag nach Amsterdam führt.

Während die feinen Herrschaften es also zwischen Grachten krachen lassen, sitze ich am 1. Mai zu Hause, um Reifen und Nerven zu schonen. Es sei auch nicht möglich, meinen Autoschlüssel auf dem Werksgelände zu hinterlegen, da in dieser Gegend viele Einbrecher unterwegs seien, ließ mich die Frau des Inhabers wissen. Das Heskemer Industriegebiet ist ein übles Viertel. In den düsteren Straßen von Gotham flüstern dunkle Gestalten sich voller Ehrfurcht die Legenden über das Geschehen dort zu.

Immerhin konnte ich die Parkscheibe aus meinem Auto holen. Abgeschlossen war es nicht. Es enthält außer Navi und Presse-Schild praktisch keine Wertgegenstände.

Und wegen der kaputten Reifen kämen Autodiebe ohnehin nicht weit.

Freitag, 26. April 2024

Der Leihwagen (2)

Hier kommt auf vielfachen Wunsch die Fortsetzung meiner gestrigen Abenteuer. Heute sollte ich erfahren, was genau an meinem Auto kaputt ist, wann es repariert werden kann und was das kostet. Daher war vereinbart, dass mich die Werkstatt am Morgen anruft. Am späten Vormittag rief ich dort an, um mich zu erkundigen, ob alles in Ordnung sei. Man macht sich ja doch Sorgen, wenn man so gar nichts hört.

Die Reparatur der Bremsen kostet ungefähr all mein Geld, eventuell muss ich noch ein paar Organe verkaufen. Auch müssen neue Reifen her, am besten schnell. Gut, dass in einer anderen Werkstatt einige Kilometer von hier noch vier eingelagert sind, die ich mein Eigen nenne.

Auch bekam ich ein anderes Leihfahrzeug. Es handelt sich um einen Sehrsehrkleinwagen von VW. Bei der Übergabe wollte die Frau des Werkstattinhabers wissen, ob ich noch Fragen habe. Ich hatte eine: "Bekomme ich auch einen für das andere Bein?"

Wenn man 1,86 Meter groß und damit für sein Kampfgewicht etwas zu klein ist, muss man nämlich das Dach des VWs aufschweißen, abheben, sich mittels eines Flaschenzugs von oben reinsetzen lassen, das Dach zuschweißen und anschließend in einer Liegeposition versuchen, das Lenkrad zu bewegen, während die Knie es nach oben abknicken. Mit etwas Übung klappt das alles ganz gut. Und es sorgt für Aufsehen auf öffentlichen Parkplätzen.

Aussteigen ist relativ schmerzhaft. Im Prinzip lässt man sich seitlich aus dem Fahrzeug fallen, wobei man allerdings mit dem Kopf hängenbleibt. Das Problem ist wirklich die Körperlänge, nicht die Breite. Offenbar sind Kfz-Mechaniker häufig Zwerge.

Donnerstag, 25. April 2024

Der Leihwagen (1)

Vor sieben, sechs und fünf Jahren schrieb ich meinen Facebook-Erinnerungen zufolge, einen „grandiosen Scheißtag“ zu haben. Nun, das ist heute nicht anders.

Während einer langen Dienstfahrt bemerkte ich, dass etwas mit den Bremsen meines Autos nicht stimmt. Also fuhr ich auf dem Heimweg zu einer Werkstatt. Dort sicherte man mir rasche Hilfe zu und überließ mir einen Leihwagen. Diesen solle ich vollgetankt zurückbringen. Ich wohne zwei Kilometer entfernt, daher dürften sich diese Unkosten als zumutbar erweisen. Dachte ich.

Doch - siehe Foto - der Tank ist leer. Zur Ehrenrettung der Werkstatt: Man sah den Fehler sofort ein, zahlen muss ich nichts.

Das freut meine Geldbörse. Vor lauter Begeisterung ist sie ins Klo gefallen.

Was für ein grandioser Scheißtag.

Samstag, 20. April 2024

Kommen wir zum Sport

Ich habe beruflich ziemlich genau zweimal mit Promis aus dem Sport telefoniert: Einmal mit der Ehefrau von René Weller und einmal mit Eike Immel. Dieser sollte im Kirchhainer Amtsgericht als Zeuge aussagen - worum es genau ging, weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall tauchte der einstige Nationaltorwart und gebürtige Stadtallendorfer nicht auf. Hängende Schultern also bei der versammelten Pressemeute. Nur zwei von uns ließen sich nicht entmutigen. Der Kollege vom HR interviewte kurzerhand einen anwesenden Stadtallendorfer Stadtverordneten der Republikaner, der behauptete, mit Immel befreundet zu sein. Und ich rief bei RTL an, denn Immel hatte kurz vorher im Dschungelcamp gesessen.

Glücklicherweise hatte ich einen Praktikanten dran, der mir bereitwillig Immels Mobilnummer gab. Ich ärgere mich bis heute, diese nicht mehr zu besitzen und nicht nach weiteren gefragt zu haben. Ich erreichte Eike Immel im Auto, auf der Heimfahrt - dem Vernehmen nach war er dem Rat seines Anwalts gefolgt und hatte auf halber Strecke kehrtgemacht. Netter Kerl, relativ schlichtes Gemüt, überraschend auskunftsfreudig. Er erzählte schon damals von massiven finanziellen Problemen.

Natürlich fragte ich ihn auch nach seiner angeblichen Freundschaft mit einem örtlichen Rechtsaußen. Es stellte sich heraus, dass er den gar nicht kannte. Daher entsetzte ihn, dass ein entsprechendes Zitat wohl am Abend in der Hessenschau zu hören sein würde: "Hab ich nicht schon genug Probleme?"

Und das war er auch schon, mein Ausflug in die Welt der Sportprominenz. Nächste Woche erzähle ich vielleicht, wie ich Wellers heutiger Witwe am Telefon ausreden konnte, meinen Verlag zu verklagen...

Freitag, 19. April 2024

Beim Essen

Seit drei Wochen verzichte ich auf Kohlenhydrate. (Das bringt mit sich, dass ich meine Bemühungen, meinen Fleischverzehr zu reduzieren, zumindest vorläufig aufgegeben habe - also scrollen Veggies und Veganer bitte mal weiter. 🙂) Morgens trinke ich einen Proteinshake (dessen industrielle Hintergründe ich einstweilen bewusst nicht hinterfrage) und einen Ingwer-Shot. Mittags esse ich Salat und Geflügel, abends Gemüse und manchmal eine Wurst oder ein kleines Steak. Und ich versuche, jeden Tag Workout zu machen. Meist erfolgreich.

Zwar sehe nicht aus wie der Suppenkasper am letzten Tag und auch (noch) nicht wie Dwayne Johnson vor Beginn von Dreharbeiten. Aber immerhin so, dass mein Orthopäde mir am Mittwoch attestierte, fitter zu wirken als vor drei Monaten. Außerdem rutscht mir die Hose, ich komme schneller aus meinem Kleinwagen, bin nicht mehr außer Atem, habe weniger Rückenschmerzen, fühle mich besser.

Wie anstrengend ist das? Eigentlich gar nicht so sehr. Beim Trekdinner Mittelhessen habe ich mir eine Pizza und eine Panna cotta gegönnt, ansonsten lasse ich beim Salat in der Kneipe sogar die Croutons auf dem Teller. Anfang der Woche hatte ich unfassbar Bock auf ein einfaches Brötchen (blieb aber standhaft). Als Alternative zu einem frühen Ableben ist Selbstdisziplin ganz okay.

Denn machen wir uns nichts vor. werte Mitkrüstchen und -greise: Mit Mitte 20 kann man futtern, was man will, und auf der Couch leben. Aber irgendwann muss man was tun, um sich gut zu fühlen.

Und gut fühlt sich gut an.