Samstag, 14. Dezember 2013

Herzensangelegenheiten

Das Ziel des Lebens ist, Dünger zu werden. Und der einzige Mensch, der einen über die volle Distanz auf diesem Weg begleitet, ist man selbst. Das sind einfache Wahrheiten. Vielleicht die einzigen, die diese Bezeichnung wirklich verdienen.

Der Rest ist Veränderung, Unsicherheit, Risiko. Und das ist nicht nur völlig in Ordnung, das ist sogar nötig. Stillstand wäre das Ende. Und wer will schon am Ende sein?

"Wenn man wirklich Fan eines Musikers ist, macht man alle Veränderungen mit und findet alles gut", behauptete einst einer, der es nicht wissen muss. Deshalb wusste er auch nicht, dass das Blödsinn ist. Anhänger von Peter Green blieben mit Sicherheit nicht an Bord, als Fleetwood Mac Kurs auf seichtere Gewässer nahmen und der Kapitän das Schiff bei voller Fahrt verließ. Wessen Herz zwischen toupiertem Vokuhila und gestreifter Spandexhose zu finden ist, hatte bestimmt mit Rhythmusstörungen zu kämpfen, als Pantera vom Poser- zum Powermetal umschwenkten. Soll heißen: Veränderungen sind gut und richtig und sinnvoll. Immerhin reden wir hier (auch) über Kunst.

Ob man diese Veränderungen allerdings nachvollziehen kann oder gar selbst durchleben will, steht auf einem anderen Blatt. Und darunter steht noch was, im Kleingedruckten: "Jemand anderes sein zu wollen ist eine Verschwendung deiner Person." Der das gesagt hat, hat sich in eine vermeintlich bessere Welt geballert, richtiger: die Sache mit dem Dünger etwas vorgezogen. Hätte nun jeder Nirvana-Fan es Kurtchen nachgemacht, wäre möglicherweise bereits vor zwei Jahrzehnten das Problem der globalen Überbevölkerung relativiert worden. So richtig lustig hätte das aber niemand gefunden. Mal abgesehen davon, dass Konservative und Klerikale einmal mehr harmlose Rockplatten auf satanische, aber zumindest suizidale Botschaften untersucht hätten. (Ich wage die Prognose: mal wieder vergeblich.)

"Think For Yourself" heißt das zweitbeste Lied auf dem Debüt von The Notwist - die übrigens ein weiteren Beispiel für radikale Erneuerung sind, die man nicht zwingend feiern muss. Und das ist vielleicht die dritte ultimative Wahrheit, die auch so genannt werden kann: Der eigene Verstand, die eigenen, gerne auch verqueren Gedanken, das eigene Leben - nur darauf kommt es an.

Wer damit etwas Positives anstellt, hat das verstanden, was mancher vielleicht pathetisch den Sinn des Lebens nennen mag. Und nutzt die Zeit zwischen erstem und letztem Atemzug. Als Dünger ist es dafür zu spät.

Samstag, 16. November 2013

Herzensangelegenheiten

"Was ist denn Grunge?", fragt eine Kollegin (zwölf Jahre jünger als ich). Und die Praktikantin (halb so alt wie ich) antwortet zustimmend: "Keine Ahnung - nie gehört."

So geht es eben zu in der schnellen, aber oberflächlichen Glitzerwelt des Pop. Eben noch in den Hitparaden, nun in der Versenkung. Aus den Ohren, aus dem Sinn. Dabei sind kaum zwei Jahrzehnte vergangen, seit Knarren-Kurtchen sich die Sache nochmal durch den Kopf gehen ließ. (Und um den zweibeliebtesten Kalauer zum Thema ebenfalls zu ehren - natürlich waren seine letzten Worte: "Hole's gonna be big." Kapiert heute eh niemand mehr.)

Seinerzeit hielten die Plattenbosse jedem Karohemden- und/oder Wollmützenträger einen unterschriftreifen Vertrag vor die abgeschrammelte Klampfe. Wer in der Schwermetallszene etwas auf sich hielt, schimpfte über die angeblichen Emporkömmlinge aus Amerikas Norden, die in großen Hallen spielten, wo einst toupierte Matten flogen, und ihre Gitarren auf Kniehöhe, die Köpfe aber in fernen Sphären hatten. Wer nichts auf sich hielt, machte das einfach nach.

Grunge war gestartet als Mischung aus dem Hardrock der frühen und dem Punk der späten 70er, er hat die komplette Stromgitarrenlandschaft umgepflügt, aus der Alternative die einzige Möglichkeit gemacht, aus Underdogs Überflieger und aus Stars schwarze Löcher. Dann ballerte Cobain sich in den Club 27, Layne Staley krepierte mit einer Nadel im Arm, Soundgarden verstreuten sich in die vier Himmelsrichtungen, und Pearl Jam standen daneben und zeigten den Finger. Sicher auch den Epigonen, die von allen Seiten angekrochen kamen, aus dem Süden der Staaten, von der Insel und sogar aus Europa. Die Revolution fraß nicht ihre Kinder, diesmal war es umgekehrt.

Wer wissen will, wie die Stimmung damals war und was die Musik jener Tage damit zu tun hat, sollte sich Mudhoneys "Touch Me I'm Sick" anhören (die wahre Hymne der Generation X) oder das unfassbare Album von Temple Of The Dog oder meinetwegen die eher seichte Liebeskomödie "Singles" gucken. Grundsätzlich geht es um Wut und Schmerz und Gitarren (hatte ich die Gitarren erwähnt?). Ein bisschen auch um Veränderung und darum, dass sie meist überraschend passiert.

Mark Lanegan von den Screaming Trees wurde mal gefragt, wie er sich in der Zukunft sehe. "I'll probably be one of those dumbasses that still tries to rock", sagte er. Auch das ist Grunge.

Freitag, 27. September 2013

Herzensangelegenheiten

"Lieblingsmusik ist einfach die Musik, die einem gefällt", behauptete einst ein damaliger Freund. Und hatte Unrecht. Denn Lieblingsmusik ist soviel mehr.

Lieblingsmusik schaltet Stimmungen ein und aus. Sie macht aus traurigen Verlierern in drei Minuten breit grinsende Gewinner. Sie zieht uns hoch und runter, prügelt uns durch, streichelt uns und verändert die Welt.

Sie verstärkt Gefühle und hilft dabei, sie zu unterdrücken. Sie gibt Glaube, Liebe, Hoffnung und sorgt dafür, dass wir noch etwas länger durchhalten. Sie lässt uns tanzen und weinen, manchmal nacheinander, selten gleichzeitig, oft in umgekehrter Reihenfolge.

Sie ist das Licht im Dunkel und der dunkle Fleck in der Vergangenheit. Sie ist dabei, wenn wir Freunde kennen lernen oder verlieren, untermalt Action- und Liebesszenen, dröhnt im Kopf und aus den Boxen. Sie macht aus falschen Augenblicken richtige.

Sie verbindet Menschen und Verletzungen, schafft Gemeinschaft und zerstört Einsamkeit. Sie wird gebraucht und vermisst, sie wartet und lebt in der Erinnerung.

Sie macht, "dass es doppelt so weh tut". Sie macht, "dass es nicht mehr so schmerzt". Singt Pohlmann. Der das alles offenbar besser verstanden hat als oben erwähnter Freund.

Dies sollte uns übrigens Geld wert sein. Wir sollten Alben kaufen - am besten als "physischer Tonträger", aber meinetwegen auch als bezahlter Download. Wir sollten Konzerte besuchen. Denn die Jungs und Mädels, die Damen und Herren, die unsere Lieblingsmusik spielen, leben davon.

Wer sich im Netz umschaut oder durch Musikzeitschriften blättert, stößt ständig auf neue Hiobsbotschaften oder verwirrende, weil widersprüchliche Meldungen, wenn es um die Zukunft zu erwerbender Musik geht. CD-Verkäufe auf Talfahrt, Runterlader werden mehr, Vinyl-Freunde bleiben tapfer, Tourneen bringen Umsatz oder werden abgesagt. So richtig weiß keiner, wohin die Reise führt.

Selbst ernannte Experten starren in milchige Glaskugeln statt sich darauf zu konzentrieren, worum es geht. Musik muss wieder etwas wert sein. Sie darf nicht zur "akustischen Tapete" (Farin Urlaub) verkommen, sondern soll ein Kulturgut bleiben. Mit Betonung auf "gut".

Einmal mehr kann jeder von uns mithelfen, den Planeten ein bisschen besser zu machen (oder zumindest: besser klingen zu lassen). Einfach mal wieder ein Album kaufen (gerne im kleinen Plattenladen), wenn einem ein Song gefällt. Es mit nach Hause nehmen, sich bewusst anhören, auf Arrangements, Bassläufe, Rhythmuswechsel, Texte achten, nochmal und immer wieder spielen, in den Alltag fließen lassen. Musik zur Lieblingsmusik machen.

Sonntag, 11. August 2013

Herzensangelegenheiten

Nächtliche Reise. Ich döse auf dem Rücksitz. Papa lenkt den alten Kleinbus sicher Richtung Norden. Vorbeizischende Lichter und zerfledderte Comics vermischen sich zu merkwürdigen Träumen. Wenn ich aufwache, beginnt der Sommerurlaub. Das Radio spielt Verkehrsnachrichten. Kein Grund zur Sorge.

 Wish I didn't know now what I didn't know then.
 (Bob Seger: Against The Wind)


Morgendliche Reise. Ich sitze am Steuer. Der Führerschein ist teuer erkauft: Zerfledderte Comics mussten dran glauben. Keine Zeit zum Dösen. Wenn ich angekommen bin, droht der tägliche Ernst des Lebens. Mein Alter nennt das nicht so. Er sagt nur: "Da mussten wir alle durch, Junge." Im Cassettenfach steckt ein selbst zusammengestelltes Tape. Kein Grund zur Panik.

 I wish that I knew what I know now when I was younger.
 (The Faces: Ooh La La)


Abendliche Reise. Die vorbeizischenden Lichter sehe ich kaum. Mein Vater ist lange tot. Da müssen wir alle durch, Junge. Das Telefon spielt sämtliche Lieblingslieder. Kein Grund zum Träumen. Immerhin zwei freie Tage stehen an, wenn ich... angekommen bin? Wann kommt man an? Will man das wirklich wissen? Will man wirklich ankommen?

Lichter im Augenwinkel und Lieblingslieder im Ohr vermischen sich zu dämlichen Fragen im Kopf. Vermutlich ist doch der Weg das Ziel. "Nutze den Tag" und der ganze Quatsch. Aber am besten nicht zum Grübeln. Noch ist Zeit. Und Urlaub ist auch im Spätsommer toll.

 I was so much older then. I'm younger than that now.
 (Bob Dylan: My Back Pages)

Donnerstag, 25. Juli 2013

Die fünfeinhalb beschissensten Filme aller Zeiten

Sie erscheinen mit quälender Regelmäßigkeit: Listen der besten oder schlechtesten Filme, Alben, Bücher, wasauchimmer aller Zeiten. Ich lese sowas ganz gern, störe mich aber an dem, woran sich jeder stören sollte - an der Formulierung "aller Zeiten". Diese sagt nämlich aus, dass auch in Zukunft nichts und niemand an der Zusammensetzung dieser Auflistungen rütteln darf. Und wird schon allein dadurch widerlegt, dass jeder Autor eine eigene Liste veröffentlicht und jede Publikation wie erwähnt immer und immer wieder auf die prickelnde Idee kommt, ihren Lesern ähnliches aufzudrängen.

Das ganze Konzept ist derart fragwürdig, dass ich einfach mitmachen muss. Natürlich ganz anders und viel besser, vor allem rein subjektiv. Und meine Liste der beschissensten Filme aller Zeiten ersetzt nicht nur das brave Adjektiv "schlecht" durch seinen ehrlicheren Bruder "beschissen", sondern meint auch das "aller Zeiten" schlimmstenfalls ironisch. Meine Liste umfasst zudem nicht 200, 100 oder 50 Filme, nicht mal zehn. Fünfeinhalb sind's, die mir nicht mit auf die einsame Insel kommen. (Oder mich gegebenenfalls dazu bringen, in Rekordzeit zum Festland zu schwimmen.)

Alles klar soweit? Dann anschnallen und Popcorn wegpacken - es geht los:

5. "Jagd auf Roter Oktober" (1990): Dreimal habe ich das Kino verlassen, ehe der Film fertig war. Einmal musste ich meine Mitfahrgelegenheit kriegen (was mir nicht gelungen ist), also durfte Nick Nolte sich ohne mich gegen Robert DeNiro wehren. Einmal bin ich lieber zurück zu einem Straßenfest gegangen, und David Lynch hatte nicht genug zu bieten, um mich im Kinosaal zu halten. Und einmal dachte ich: "Es gibt so viele interessantere Dinge, die ich nun tun könnte. Farbe beim Trocknen zusehen. Lexika aus Buchstabennudeln legen. Oder schlafen." Der Film, den ich seinerzeit nicht bis zum Ende ansehen konnte, weil sonst mein Kopf vor lauter Langeweile geplatzt wäre, war "Jagd auf Roter Oktober". Nichts, aber auch wirklich überhaupt nichts an diesem angeblichen Polit-Thriller ist auch nur annähernd interessant. Die Geschichte ist in zwei Sätzen erzählt. Der durchaus respektable Cast läuft auf Autopilot. Und minutenlang passiert genau gar nichts. Kaum zu fassen, dass Regisseur John McTiernan uns "Der 13te Krieger", "Predator" und die ersten beiden Teile von "Stirb langsam" geschenkt hat. Und das ist eine geniale Überleitung zu

4. "Stirb langsam - Ein guter Tag zum Sterben" (2013): Diesen Film wollte ich mögen. Ich habe all die Unkenrufe aus Bloghausen und meinem Freundeskreis ignoriert. Denn John McLane ist einer der großen Helden meiner Jugend. Die Paraderolle für Bruce Willis. Der problembeladene, aber gute Kerl, der in ausweglose Situationen gerät, doch sich mit Knarre, Köpfchen und Kalauern wieder herauskämpft, um am Ende als zäher Held den Tag zu retten. Ich bin so sehr Fan, dass ich sogar den viel gescholtenen vierten Teil mag. Außerdem war der Tag des Kinobesuchs ein wirklich netter: Ich war mit einer ganzen Horde von Freunden unterwegs, die Stimmung war gut. Doch leider hat mich dieser Film noch lange Zeit später beschäftigt. Was ärgerlich ist, allerdings weniger unnötig, als ich mir seither einrede. Denn eigentlich gibt es Diskussionsbedarf. Nehmen wir einfach mal hin, dass die aufgesetzte Vater-Sohn-Geschichte eher behauptet als gezeigt wird. Akzeptieren wir ruhig, dass sich echte amerikanische Action-Veteranen nicht von tödlicher Strahlung beeindrucken lassen, sondern lässig zum Deospray greifen, um sie auszulöschen. Und lassen wir meinetwegen die eher kostengünstigen CGI-Effekte außer Acht, die aussehen wie in den späten 90ern und zu keinem Zeitpunkt realistisch wirken. Aber verdammt: Wie erwähnt ist der Witz an John McLane, dass er eher unfreiwillig in brenzlige Situationen gerät. Er fährt nicht als Ein-Mann-Armee nach Russland, um seinen (zuvor quasi nie gezeigten) Sohn zu befreien, der praktischerweise Spezialagent ist. Da hilft es auch nicht, dass der olle Bruce immer wieder betont, er mache doch nur Urlaub: Dieser Billigstreifen hat nicht das Geringste mit "Stirb langsam" zu tun - abgesehen vom Titel, der des lieben Geldes wegen gewählt wurde.

3. "Savages" (2012): Ihr habt ein Faible für Oliver Stone, weil euch "Platoon" oder "Wall Street" gefallen haben? Ihr hofft, die durchaus brutale Geschichte um Sex, Drogen und Gewalt sei ähnlich virtuos inszeniert wie "Natural Born Killers"? Vergesst es. Der einstige Altmeister versucht sich verzweifelt an der hektischen Optik von Tony Scott, hat seine Darsteller (die sich meist selbst spielen) zu keinem Zeitpunkt im Griff und entgeistert am Schluss noch mit einem der billigsten Twists der Filmgeschichte. Jedes weitere Wort wäre zuviel. Das gilt im Grunde auch für

2. "Batman & Robin" (1997): Andererseits weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll... Nachdem es dem damals noch kreativen Tim Burton Ende der 80er gelungen war, den flatternden Comichelden düster und cool auf die Leinwand zu zaubern, hat Joel Schumacher derart viel falsch gemacht, dass er das Franchise für mehr als ein Jahrzehnt komplett verbrannt hat. In einer bonbonfarbenen Pappkulisse turnt ein desinteressierter George Clooney im dunkelblauen Hasenkostüm herum und klopft launige Sprüche. Dann und wann geraten er und sein extrem nerviger Sidekick Chris "Robin" O'Donnell in eigenartige Ballettsequenzen und mit dem unfassbare Oneliner stammelnden Arnold "Fehlbesetzung" Schwarzenegger aneinander. Das Ganze ist derart grotesk, dass es wie eine Parodie wirkt. Das Problem: Es soll keine sein. Die meinen das ernst. Mögen sie in der Hölle schmoren. Wo sie mit Sicherheit auf ewig folgenden Film gucken müssen:

1. "Highlander II - Die Rückkehr" (1990): Sorry, Leute, aber ich habe geschworen, die Existenz dieses Machwerks einfach zu ignorieren. Daher nur zwei kurze Anmerkungen: Wer meinen absoluten Lieblingsfilm mit einer derart dreist verkackten Fortsetzung besudelt, ist mein Feind. Und: Es kann nur einen geben.

Kommen wir zum Bonus, dem Film, der nicht beschissen genug ist, um vollständig in den Top Five zu landen, aber immerhin zur Hälfte so grottig, dass er zumindest erwähnt werden muss: "The Dark Knight" (2008). Das Gute an diesem Streifen ist, dass es sich um eine ernstzunehmende Batman-Verfilmung handelt und Heath Ledger sich mit seiner Darstellung des Jokers unsterblich gemacht hat. Das Schlechte: Christopher Nolan, definitiv einer der meistüberschätzten Regisseure der Gegenwart, hat ihn inszeniert. Und der Mann kann einfach nichts. Die Action ist lahm, die Dialoge fade, die Stimmung trist statt düster, alles ist viel zu langatmig, von Spannung keine Spur, dazu die gigantischen Logiklöcher, für die der Mann längst bekannt ist. Taugt allenfalls als Bindeglied zwischen dem überraschend guten Vorgänger und dem versöhnlich sauberen Abschluss der Trilogie. Für einen Nolan-Hasser wie mich ist das fast ein Lob. Aber eben nur fast.

Montag, 24. Juni 2013

Kino-Kritik: "Man Of Steel"

Der Mann aus Stahl hat's nicht leicht: Selten wurde ein Film bereits lange vor dem Start mit derart viel Häme überschüttet. Die galt Regisseur Zack Snyder, Produzent Christopher Nolan und Drehbuchautor David S. Goyer, aber auch sämtlichen Schauspielern und vor allem der Grundidee als solcher.

Denn Superman war immer der perfekt frisierte Pfadfinder im blauen Strampelanzug - selbst in der quietschbunten Welt der DC-Comics (die sich vom Konkurrenten Marvel seit jeher durch ein Mehr an Capes und ein Weniger an Sozialkritik unterscheidet) fiel dieser Kerl allzu oft negativ auf. Weil er der positivste Comicheld aller Zeiten ist: Nichts erschüttert seinen Glauben an das Gute, die Menschheit und die Pfannkuchen seiner Adoptivmutter. Während Batman längst den dunklen Ritter gab (und immer noch ein bisschen mehr Waisenknabe war als Kryptons letzter Sohn) und neuere Kollegen wie Black Lightning oder der Creeper als Straßenkämpfer oder Antihelden daherkamen, flog der Mann mit dem Faible für außengetragene Unterhosen mal eben lässig in Lichtgeschwindigkeit um die Erde, verprügelte Bösewichter mit einem Fingerschnippen oder half alten Damen über die Straße. Wie also lässt sich die Geschichte dieses tugendhaften Tausendsassas spannend erzählen?

Hielt sich Richard Donner 1978 noch sklavisch an die Comicvorlage, waren Supies Fernsehabenteuer mal als Screwball-Komödie ("Die Abenteuer von Lois & Clark"), mal als Teenie-Drama ("Smallville") angelegt. Interessante Ansätze, schmales Budget - ganz anders als bei der Einschlafhilfe "Superman Returns" (2006), dem bislang letzten Versuch, den Urvater aller kostümierten Verbrecherjäger auf die große Leinwand zu bringen.

Snyder geht nun einen anderen Weg: Sein "Man Of Steel" kommt düsterer daher, abgesehen von der phantastischen Rahmenhandlung sogar relativ realistisch. Ausführlich wird die Herkunft des Superbuben erzählt. Snyder lässt uns eintauchen in eine bizarre Welt - sein Kal-El ist eben ein Fremder, ein außerirdisches Wesen vom Planeten Krypton, Mensch geworden nur durch die Erziehung seiner Adoptiveltern und seine Suche nach sich selbst. Und nachdem sein leiblicher Daddy (ein souveräner Russell Crowe als kampferprobter Wissenschaftler) ihn als Neugeborenes auf unseren Planeten geschickt hat, wird die Kindheit des späteren Helden mitnichten so behütet und wohlsortiert dargestellt wie gewohnt. Ma und Pa Kent (Diane Lane und Kevin Costner) meinen es etwas zu gut mit ihrem fremdartigen Findelkind. Der kleine Clark bleibt ein Außenseiter, ohne tatsächlichen Kontakt zu Mitschülern oder anderen Menschen. Erst als Erwachsener (Henry Cavill) lernt er seine unfreiwillige Heimat kennen, deren Bewohner und das Leben. Und als nach einem überraschend langen Intro die patente Pulitzerpreisträgerin Lois Lane (kompetent, aber fehlbesetzt: Amy Adams) und weitere Kryptonier (unter der Führung von Michael Shannon als faschistoidem General) hineintreten, beginnt eine Abfolge von Actionszenen, die ihresgleichen suchen.

Snyder und Nolan setzen ja gern mal mehr auf atemberaubende Bilder als auf Logik. Und so darf Superman im Kampf gegen die finsteren Invasoren halb Metropolis in Schutt und Asche legen. (Nicht gerade der perfekte Start in eine Karriere als unfehlbarer Champion...)

An manchen Stellen bricht der Plot also mit dem Mythos - und meist ist das sogar sinnvoll. Zudem gibt es für Geeks einiges zu diskutieren: Sind die wichtigsten Nebenfiguren dabei? (Sind sie - bis auf Jimmy Olsen.) Ist Laurence Fishburne geeignet für die Rolle des Perry White? (Ist er - wer an dieser Stelle rassistische Gründe anführt, verpisst sich gefälligst von meinem Blog.) Gibt es Hinweise auf die geplanten Fortsetzungen? (Gibt es - aber hier keine Spoiler.) Und taucht Supermans Erzfeind Lex Luthor auf? (Nein. Aber... - naja, hier keine Spoiler.)

Die wichtigste Frage: Ist "Man Of Steel" der erhoffte Action-Blockbuster des Sommers? Das ist er definitiv. Groß, laut, teuer, sehr amerikanisch. Jetzt sollte DC versuchen, Marvels gigantischen Vorsprung im Kino aufzuholen. Vielleicht klappt das ja, indem jemand mit Lichtgeschwindigkeit um den Planeten fliegt... 

Macht saubere acht von zehn Fensterglasbrillen für angehende Starreporter.

Montag, 10. Juni 2013

Herzensangelegenheiten

"Haste gelesen?", fragt Sven Regener, sprachlich ungewohnt nachlässig, inhaltlich gewohnt nervig. Er wedelt mit der aktuellen Ausgabe des Rolling Stone herum, was ich glücklicherweise nur höre und nicht sehe, denn natürlich ignoriere ich ihn und drehe mich nicht zu ihm um.

Er ist mein Mieter, nicht mein Kumpel. Sven Regener selbst benutzt gern den Begriff "Untermieter", was irgendwie cool klingen soll, aber Blödsinn ist. Die Hütte gehört mir, der feuchte Heizungskeller auch. Er bewohnt ihn nur.

Während ich mich darüber ärgere, durch eine simple Frage an verhasste Themen erinnert geworden zu sein, raschelt der "Rolling Stone" weiter, und Sven Regener legt nach: "Den Artikel hier, haste den gelesen?" Ich antworte nicht, was er einmal mehr als Aufforderung missversteht, seine Frage um eine Ausführung zu ergänzen: "Der Mick sagt, der Keith und er seien gar nicht wie Brüder, sondern eher wie Kollegen." Mein Ärger über die sinnlosen Artikel wird durch die Freude über den korrekten Konjunktiv abgemildert. Deshalb drehe ich mich nun doch um und antworte.

Und zwar: "Bist du sicher, dass du darüber mit dem Richtigen sprichst? Immerhin habe ich einige Jahrzehnte gebraucht, um zu kapieren, weshalb die Stones so beliebt sind. Da ist es zu früh, mich mit ihrem Privatleben zu beschäftigen. Ich hatte eigentlich vor, damit zu warten, bis sie..." "Warum bist du eigentlich immer so ein Arschloch?", unterbricht Sven Regener mich und weckt weitere unangenehme Erinnerungen. An den Klang seiner rostigen Trompete zum Beispiel, die samstags um 6 Uhr sogar den Rasenmäher des Nachbarn übertönt. Und da fragt er ernsthaft, weshalb ich... "Das ist doch spannend", unterbricht er erneut, diesmal meine düsteren Gedanken. "Ich dachte immer, die sind Freunde." Kein Konjunktiv ist auch eine Lösung.

Ich gehe zwei Schritte auf ihn zu und schaue auf ihn herunter. (Sven Regener ist kleiner als ich.) "Woher willst du denn wissen, was Freunde sind?", knurre ich und hoffe vergeblich, ihn mit dieser Bosheit verletzt zu haben. Dabei weiß ich es besser. Neulich hatte er nämlich ein paar Freunde zu sich eingeladen. Den ersten streckte ich noch an der Tür mit einer rechten Geraden nieder. Einfach weil er Jochen Distelmeyer war. Der zweite entkam meinem linken Haken durch rasches Hakenschlagen, was sich so unangenehm literarisch liest, dass es meine Antipathie noch verstärkt: Tom Liwa soll ja ein Netter sein. Aber das denken die Leute auch von Sven Regener. Immerhin habe ich verhindert, dass sie zusammen Musik machen.

"Freunde sind", beendet mein Mieter (ha!) zum dritten Mal mein Kopfkino, "Menschen, die für einen da sind, obwohl sie es nicht müssten." "Wer muss denn für einen da sein?", will ich wissen. "Na, aus Sicht der Gesellschaft doch wohl die Familie, Verwandtschaft, Ehe- oder Beziehungspartner", überlegt er laut. "Ich sollte ihn doch rausschmeißen", überlege ich leise. Und sage (Lautstärke irgendwo dazwischen): "Freunde sind die Familie, die man sich aussucht."

Sven Regener schweigt, denn ich habe recht. Das wissen auch der Mick und der Keith.

Dienstag, 21. Mai 2013

Mein Dogma (II)

Ein Konzert (oder eine vergleichbare Veranstaltung) ist eine verhältnismäßig schlichte Angelegenheit. Nur wenige ungeschriebene Regeln sind zu befolgen, damit sie zu einem Spaß für alle Beteiligten wird. Eine davon lautet: Die auf der Bühne machen Musik (um bei diesem Beispiel zu bleiben), die davor haben eine gute Zeit.

Es bleibt natürlich jedem selbst überlassen, "gut" zu definieren. Da aber Freiheit immer die Freiheit des weiter hinten Stehenden ist, ist es äußerst wichtig, geradezu unerlässlich, sich an eine weitere Regel zu halten. Sie lautet: Niemals, unter keinen Umständen den Engelhardt ärgern.

Zugegeben: Diese Grundregel zu missachten, ist relativ einfach - zumindest im Alltag. Während eines Konzerts genügt dazu sogar eine einzige Bewegung. Nämlich ein Griff in die Tasche, zum Mobiltelefon, um dieses vor sich zu halten.

Ich hasse es mit jeder Faser meines Seins, Konzerte durch hunderte winziger Monitore zu verfolgen. Ich bin nicht Brundlefly, also will ich meine Umwelt nicht wie durch Facettenaugen wahrnehmen. Und dabei habe ich an dieser Stelle noch kein Wort darüber verloren, wie erbärmlich die unscharfen Fotos und verwackelten Filmchen sind, mit denen die Smartphone-Salutierer nach der Veranstaltung ihre Fratzenbuch-"Freunde" oder gar den Rest der Online-Welt belästigen.

Anders ausgedrückt: Zieht ein Konzertbesucher sein Handy, löst das in mir Brechreiz aus. Handgelenke, zum Beispiel, oder Unterkiefer oder auch gern mal ein Genick.

Freitag, 10. Mai 2013

Herzensangelegenheiten

Manchmal ist die Musik im Kopf ein durchdringendes Dröhnen. Und manchmal ist das besser so.

Die Welt ist groß und bunt, die Welt der Musik sogar noch farbenfroher. Es gibt Soundtracks für jeden Anlass und für jede Stimmung. Die abendliche Heimfahrt wird von anderen Liedern untermalt als das nächtliche Grübeln. Der Alptraum hat einen anderen Soundtrack als das Zähneputzen. Auf der Arbeit läuft nicht die gleiche Musik durchs Hirn wie in der Oberstadtkneipe. Und dann plötzlich herrscht Stille, und die Stille ist gefährlich.

"Ihr müsst leise sein, um lauter sein zu können", lautete der Rat an Ian MacKaye, bevor er Fugazi gründete. Das stimmt und ist nicht immer einfach. Denn der Lärm, der auf die Ruhe folgt, ist häufig unerträglich.

Da hilft nur: ausschalten. Den Soundtrack. Die Lieder. Den Kopf. Zurück bleibt ein angenehm dumpfer Grundton, der das Denken verhindert. Die Welt ist bunt und groß.

Manchmal vergisst man das.

(Mehr Gedanken dazu.
 Noch mehr Gedanken dazu.
 Und noch mehr Gedanken dazu.)

Donnerstag, 9. Mai 2013

Kino-Kritik: "Star Trek Into Darkness"

Ich liebe Kino. Genauer: Ich liebe Hollywood-Kino. Die große Leinwand ist gemacht für spannende Geschichten, packende Bilder, epische Musik - sie ist gemacht für Filme wie "Star Trek Into Darkness".

Als J.J. Abrams vor vier Jahren antrat, dem recht würdelos verendeten Star Trek-Franchise neues Leben einzuhauchen, spitzten viele Fans skeptisch die angeklebten Ohren. Mindestens ebenso viele waren allerdings beruhigt bis begeistert, nachdem sie das modernisierte, aber eigentlich erste Abenteuer des Raumschiffs Enterprise gesehen hatten. Abrams war das Kunststück gelungen, Neustart und Nacherzählung zugleich abzuliefern, dazu behandelte er die Tradition mit Respekt, hatte altgediente Anhänger ebenso im Blick wie den interessierten Nachwuchs. Sein "Star Trek" war einer der besten Filme der Reihe, in die er streng genommen gar nicht gehört.

Nun endlich setzt er die Story um Captain James T. Kirk (Chris Pine) und seine Crew, allen voran den logikgetriebenen Halb-Vulkanier Spock (Zachary Quinto), fort. Und um es vorwegzunehmen: Wieder hat er alles richtig gemacht.

Einmal mehr müssen sich der rauflustige Weltraum-Cowboy und seine Mannschaft mit der Bürokratie der Sternenflotte und einem scheinbar übermächtigen Gegner herumschlagen. Dieser heiße John Harrison (großartig: Benedict Cumberbatch) und sei ein ehemaliger Agent, erfährt die Besatzung der Enterprise - noch dazu intellektuell und körperlich seinen Kontrahenten überlegen. Um ihn auszuschalten - und Rache für den Tod eines alten Freundes zu nehmen -, ist Kirk zunächst jedes Mittel recht. Was ihn nicht nur in erneute Konflikte mit seinem ersten Offizier bringt, sondern vor allem moralische Fragen aufwirft.

Denn bei aller Action: Den optimistischen, mitunter allerdings etwas moralinsauren Grundtenor von Gene Roddenberrys Sternensaga behält der zwölfte Kinostreifen stets bei. Jedoch nimmt sich Abrams die Freiheit, ihn zu hinterfragen. Und so geht es zwischen dramatischer Spannung und perfekt inszeniertem Spezialeffekte-Gewitter immer auch um große Themen wie Pflicht und Freundschaft, Verantwortung und Tod.

Allein im Prolog passiert so viel, dass es für einen ganzen Film gereicht hätte. Und das ist nur der Auftakt zu einer Odyssee im All, auf fremden und bekannten Planeten, die ihresgleichen sucht und in diesem Jahr vermutlich von keinem anderen Blockbuster überboten werden kann. Die erstklassig zusammengestellten Schauspieler - unter ihnen "Scotty" Simon Pegg als Comedy-Element und "Pille" Karl Urban als Stimme der Vernunft - sind bei ihrem zweiten Einsatz für die Sternenflotte perfekt eingespielt. Jeder bekommt seine große Szene, die den Charakter mit seinen Eigenschaften auf den Punkt bringt. Vor allem Quinto darf zeigen, dass man das vermeintlich so kontrollierte Spitzohr niemals unterschätzen sollte. Sein Spock ist eben zur Hälfte ein durchaus überlegener Außerirdischer. Er folgt den strengen, für Menschen oft nicht nachvollziehbaren Regeln seines Volkes und ist doch innerlich zerrissen, wenn seine humanoide Seite mühsam unterdrückte Emotionen hervorbrechen lässt.

Die Darsteller sind sehr gut - doch "Sherlock" Cumberbatch spielt sie fast an die Wand. Bedrohlicher war ein Filmbösewicht selten, der Brite gibt den Düstermann als souveränen Satan, der die Fäden bis zum Schluss in der Hand behält.

Dazu wimmelt es vor mal mehr, mal weniger subtilen Referenzen an alte Star-Trek-Serienfolgen und -Kinofilme. Bleibt zu hoffen, dass Abrams uns nicht wieder vier Jahre auf eine Fortsetzung warten lässt. (Übrigens: Der Mann kann auch Star Wars - daran besteht nun kein Zweifel mehr.)

Kurz: Wäre ich nicht seit 30 Jahren Trekkie - ich wäre es jetzt.

Macht völlig verdiente zehn von zehn grimmig guckenden Kohlkopf-Aliens!

Sonntag, 5. Mai 2013

Kino-Kritik: "Iron Man 3"

Tony Stark (Robert Downey jr.) hat ein Problem: Seit er mit einer nordischen Gottheit, einem Weltkriegsveteranen, zwei Spionen und einem grünen Monster die Welt vor einer außerirdischen Invasion bewahrt hat, plagen ihn Schlafstörungen und Panikattacken.

Trost findet der bedauernswerte Milliardär nicht in den Armen seiner Freundin Pepper Potts (Gwyneth Paltrow), sondern in denen seines Alter Ego Iron Man. Nacht für Nacht tüftelt der exzentrische Ex-Playboy in seinem Hitech-Labor an immer neuen Kampfanzügen. Diese kommen zum Einsatz, als ein mysteriöser Besucher aus Starks wenig ruhmreicher Vergangenheit (Guy Pearce) und ein Terrorist mit Fachwissen über Glückskekse (Ben Kingsley) auftauchen. Beide haben Böses im Sinn und den strauchelnden Helden im Visier. Als es schließlich hart auf hart kommt, bleibt das nicht ohne Folgeschäden - für Tonys Kumpels Harold "Happy" Hogan (Jon Favreau) und James "Rhodey" Rhodes (Don Cheadle), aber leider auch für die Logik und manchmal gar die Spannung.

Die Entscheidung, Shane Black statt "Happy"-Darsteller Favreau auf den Regiestuhl zu setzen, schien richtig zu sein. Nach dem etwas unentschlossenen zweiten Teil der Eisenmann-Reihe hätte der Mann hinter "Lethal Weapon", "Last Boy Scout" und "The Long Kiss Goodnight" die Zügel wieder etwas anziehen und in Richtung des Erstlings lenken können. Knackige Action trifft auf bissigen Humor: So lieben die Fans ihren Iron Man - spätestens, seit Downey jr. der Figur seinen Stempel aufgedrückt hat.

Und seien wir fair: Nicht selten blitzt das Talent des neuen Regisseurs auf, macht das Amalgam aus Krawumm und Witz das neue Kinoabenteuer des gepanzerten Rächers durchaus sehenswert. Leider nicht immer. In ihren schwachen Momenten erinnern Inszenierung und Drehbuch bisweilen geradezu an die Handschrift von Christopher Nolan, des am meisten überschätzten Regisseurs der Neuzeit.

Hier bleibt's wie immer spoilerfrei, daher nur soviel: Es gibt mindestens zwei Twists, die der Geschichte und ihrem Protagonisten nicht gut tun. Mehr noch: Was bereits in den Trailern gezeigt wurde, wird dem Film fast zum Verhängnis - irgendwie ist jeder ein bisschen Iron Man. Und jetzt alle: Rein in die Rüstung, raus aus der Rüstung! Was macht Tony Stark da noch zu etwas Besonderem? Schon klar - Mut, Grips und dumme Sprüche. Leider schafft Teil drei der Saga (die im Übrigen mitnichten eine Trilogie ist, auch wenn das Feuilleton das glaubt) es nicht, das auch zu zeigen. Stattdessen wird es im hilflos angeschweißten Epilog einfach behauptet.

Nicht falsch verstehen: "Iron Man 3" gelingt es natürlich nicht, Marvels Kino-Ambitionen an die Wand zu fahren. Aber er bringt den großen Schlachtplan, den die Produzenten ihren Comic-Verfilmungen untergeschoben haben, auch keinen Meter nach vorne. Stattdessen bekommen wir einen umständlich chargierenden Bösewicht, eine Handvoll ungenutzter Chancen, knallige, leicht unübersichtliche Action und immerhin eine kindliche Nebenrolle, die im Gegensatz zum Gros ihrer Vorgänger im Geiste ("Star Trek - Next Generation"! "Jurassic Park"!) nicht nervt.

Tony Stark wird zurückkehren. Dann hoffentlich wieder etwas fokussierter und in alter Frische.

Bis dahin gibt's zweieinhalb von fünf gesplitterten Helmen.

Donnerstag, 11. April 2013

Herzensangelegenheiten

Und dann, zehn Jahre später, trefft ihr euch durch Zufall in der Stadt. Es ist gar nicht peinlich, dafür ist zuviel Zeit vergangen. Beim Milchkaffee sprecht ihr über das Dazwischen, aber nicht von früher. Du überlegst, was zur Hölle du an ihr so toll gefunden hast. Und ab und zu blitzt ein winziges Wenig davon wieder auf. Dieses Lächeln im falschen Augenblick. Die Art, wie sie ihr Haar hinters Ohr streicht. Du registrierst es, aber es sind nur Erinnerungen an eine längst verblasste Zeit. Nicht genug, um mehr als ein melancholisches Grinsen auszulösen. Als ihr euch verabschiedet, hat niemand Interesse an einem geplanten weiteren Treffen. Natürlich nicht - der Haken an der Sache ist fett und schwarz, und das ist gut so. Mann, ist das lange her.

Keine Sorge, Freunde, das hier ist immer noch ein Musik- und Kino-Blog. Die Auflösung: So ähnlich geht es mir, wenn ich ein neues Album von Depeche Mode höre (also eines, das nach 1997 erschienen ist). Eine alte Liebe ist das, sie fand in zwei Jahrzehnten statt, und ich möchte diese Zeit nicht missen. Hymnen für den Tanzboden, Tristesse für zu Hause, ein Hit für jedes wichtige Ereignis. Das müssen andere erstmal hinkriegen. (Haben sie auch - ganz treu war ich ihnen nie.)

Aber inzwischen ist viel Zeit vergangen. "Exciter", die falsch benannte Platte, mit der Depeche Mode ein Jahr zu spät und nach vier Jahren Pause das neue Jahrtausend einläuteten, habe ich ihnen noch rasch verziehen. Doch ahnte ich schon damals, dass der Ausrutscher keiner war. Unser gemeinsamer Weg gabelte sich nach einer weiteren vierjährigen Funkstille. Wichtige Ereignisse, aber keine Hits. Zumindest keine, die Martin Gore geschrieben und Dave Gahan gesungen hätte. Zumindest nicht in meiner Welt. Zumindest nicht nach 1997.

Nun ist ihr 13. Album erschienen; ich habe es gekauft, wie ich das Dutzend davor gekauft habe. Ich spürte sogar eine gewisse Hoffnung, obwohl doch jeder weiß, dass aus unerwarteten Plaudereien im Straßencafé niemals wieder mehr wird. Und obwohl doch jeder weiß, dass das völlig in Ordnung ist. "Soothe My Soul" ist der Titel des Lächelns, das mir diesmal im Gedächtnis bleiben wird. Immerhin einen Song pro Platte schaffen sie noch, der mich eine Weile begleitet und zumindest ein bisschen frische Farbe auf die Erinnerung an längst vergangene Großtaten sprüht.

Aber ich weiß, warum sich unsere Wege trennten und weshalb ich das wirklich nicht bedauere: Fehler wurden begangen. Depeche Mode haben verloren, was sie ausgemacht hat. Einer der besten Komponisten und -arrangeure der Popgeschichte hat auf Leerlauf geschaltet, verwirklicht sich selbst und klingt erschreckend uninspiriert - ob im Interview oder über seine Musik. Und eine der größten Rampensäue, die je tätowiert tanzend über die Bühnen des Planeten gefegt sind, überschätzt sich (und das will was heißen). Gore könnte mehr, hat es aber nicht nötig. Gahan versucht sich an mehr als er kann. Wo ist Fletch, wenn man ihn braucht?

Zu einer Trennung gehören jedoch immer zwei: Mein Fehler ist, dass ich diese Weiterentwicklung nicht akzeptieren kann. Dass Gospel-Einflüsse und gigantische Rockstar-Liveshows nicht das sind, was ich will. Viel Zeit ist inzwischen vergangen. Es wird nie wieder wie früher. Never let me down again. Was okay ist. Da bleibt keine Bitterkeit. Da hilft der Blick nach vorne: In Zukunft ohne mich.

Montag, 11. März 2013

Herzensangelegenheiten

Seit Sven Regener in meinem Heizungskeller wohnt, ist nichts mehr, wie es war. Klar: Er schreibt gut, liest gut, textet gut, komponiert gut und singt ganz ordentlich. Aber macht ihn das zum idealen Mieter? Kaum.

Denn leider nervt Sven Regener höllisch. Er zahlt natürlich Miete. Sogar relativ pünktlich. Das Trompeten stört ab und zu die Nachbarn, aber dafür bringt er den Müll raus. Das Problem ist eher, dass er mir einen Blog-Eintrag übelnimmt, in dem er erwähnt wurde. Und das lässt er mich bei jeder Gelegenheit spüren. Zum Beispiel übt er Trompetespielen zu den unmöglichsten Zeiten. Mittags nämlich, obwohl doch jeder weiß, dass man bis 14 Uhr allenfalls das Geschirr spülen darf, aber leise, wir leben schließlich auf dem Lande, da hören die Nachbarn sehr genau hin.

Ich verstehe sowieso nicht ganz, was Sven Regener in die hessische Provinz und damit in die Wohnungsnot getrieben hat. Zumal wir uns wirklich nicht sehr gut verstehen. "Engelhardt", sagt er oft zu mir, "du bist ein Arschloch, und ich hasse dein Blog. Aber in deinem Keller ist es schön warm." Dann lachen wir beide immer etwas gequält.

"Gibt es also bald einen Herr-Engelhardt-Roman?", wollte eine Kollegin neulich wissen. Lustig, dass sie fragte - das hatte ich ihn erst am Morgen nämlich selbst gefragt. Wir hatten gerade wieder einen hässlichen Streit (es ging ums Schuheabputzen an der Haustür), und er so: "Du bist voll fies! Ich werde... ich werde..." Ich dann: "Na, was denn? Einen Roman über mich schreiben, wie?!" Er meinte jedoch, dazu sei ich zu langweilig. Der muss gerade reden. Dabei spricht er eigentlich lieber krumm. Überraschend, für einen Mann und Musiker seines Bildungsniveaus.

"Ach, für Geld macht der alles", urteilte die Kollegin. "Sag ihm, ich würde den Roman dann auch pekuniär erwerben." Hab' ich gemacht. Dann musste er "pekuniär" nachschlagen und bekam schon wieder schlechte Laune. Das Problem sei, so gab er an (und er gibt gerne an): Ich trinke keinen Alkohol. Und beim Bund war ich auch nicht. Stimmt beides. Und damit kann Sven Regener nicht so recht umgehen. Ob mich denn wenigstens alle mit dem Nachnamen ansprechen, wollte er wissen. "Nicht alle", berichtete ich wahrheitsgemäß. "Eigentlich nur du." Dann führte ich ihm vor, dass ich gar nicht langweilig bin, und lud todesverachtend und höchst illegal das Album "Element Of Crime spielen die größten Unterhaltungsschlager der Nachkriegszeit und die erfolgreichsten House-Tracks der späten 80er" auf die randvolle Festplatte meines Billig-PCs. Ha! Er griff gleich wieder zur Trompete. Früher war nicht alles schlecht. Und leiser.

Sonntag, 24. Februar 2013

Mein Dogma (I)

Es gibt eine Menge Tätigkeiten, die man ausschließlich tut. Soll heißen: die ausschließen, dass man sich nebenbei noch mit anderen Dingen beschäftigt. Denkt euch eure eigene Liste - Fakt ist, will man manches richtig machen, sollte man sich darauf konzentrieren.

Nehmen wir mal das weite Feld des (Pop-)Kulturellen: Wenn ich ein Konzert besuche, konzentriere ich mich auf die Musik und darauf, was auf der Bühne passiert. Je nach Stimmung kann es vorkommen, dass ich mich unbewusst zur Musik bewege. (Besser: dass mich die Musik bewegt.) Aber das passiert tatsächlich unbewusst, weil ich mich ja auf das Wichtige einlasse, auf den Moment, eben auf die Musik und die Bühnenshow.

Anderes Beispiel: lesen. Wenn ich ein Buch lese, mache ich nur das. Ich versinke in den Gedanken des Autors, in der Welt, die er geschaffen hat und die nun in meinem Kopf zu finden ist. Der Grund dafür ist der gleiche wie im ersten Fall: Ich habe mich entschieden, mich mit etwas zu beschäftigen. Und da ich glücklicherweise nicht an ADHS leide, ist es mir möglich, mich ganz darauf einzulassen.

Jetzt wird's (endlich) interessant. Denn was lesen und Musik hören angeht, stimmen mir die meisten zu. Ganz anders in Beispiel drei - Filme gucken. Ich gebe relativ viel Geld dafür aus, mich in einen abgewetzten Kinosessel zu setzen und zwei Stunden lang einem Film zu folgen. Aber dann mache ich in 99 Prozent aller Fälle genau das: Ich folge dem Geschehen auf der Leinwand. Ich unterhalte mich nicht. Ich esse nicht. Ich trinke nur im Notfall. Auf dem Klo war ich vor Filmbeginn (das nur der Vollständigkeit halber). Das gilt im Übrigen auch, wenn ich einen Film zu Hause oder bei Freunden sehe - zumindest, wenn er mich interessiert und/oder ich ihn noch nicht gesehen habe.

Der Rest der Weltbevölkerung sieht das komplett anders. Die meisten Kinobesucher gehen ins Kino, um sich endlich mal ausführlich zu unterhalten, um kiloweise Popcorn oder Chips zu mampfen oder das Geschehen auf der Leinwand zu kommentieren. Und um Fragen zu stellen, die sie nicht stellen müssten, wenn sie den Film gucken würden.

Ich bin vermutlich durchschnittlich begabt, schätzungsweise in der Mitte meines Lebens angekommen und habe den Kopf voller Gedanken. Trotzdem schaffe ich es, mal zwei Stunden still zu sein und den Blick nach vorne zu richten. Ich bin sicher: Dann schaffen andere das auch. Einfach mal probieren! Vor dem Film pinkeln gehen, nach dem Film quatschen, und das Essen kann außerhalb des Kinos eingenommen werden.

Vielleicht passiert den einstigen Ignoranten (im Wortsinn) dann etwas, das ich längst kenne. Denn mir gelingt es, zwei Stunden komplett abzutauchen. Das hat ein Kinobesuch gemein mit lesen, einem Konzert oder all den anderen Tätigkeiten, die Konzentration erfordern, wenn man Spaß daran haben will.

Donnerstag, 7. Februar 2013

Herzensangelegenheiten

Irgendwann ist er nicht mehr aufgetaucht. Ganz der Papa - nur ohne Hilfsmittel.

Sein bester Song ist eine Coverversion, die er zu etwas eigenem gemacht hat. Fast wie Hendrix - nur ganz anders.

Denn wenn Jeff Buckley gesungen hat, war er die Stimme der Stummen. Ein einziges Studioalbum hat er uns hinterlassen, als er im Wolf River versank. 30 war er da, was eine Aufnahme in den "Club 27" verhindert. Auch ging er nicht mit einem Knall wie Kurt, sondern vermutlich mit einem Gluckern. Vielleicht sind das die Gründe, warum Tim Buckleys ungeliebter Sohn keine Legende wurde, glücklicherweise auch nicht zum Posterboy der Emo-Generation, sondern 16 Jahre nach seinem Tod eher ein Geheimtipp bleibt.

Geht es um sein Vermächtnis "Grace", überschlagen sich Kritiker und Kollegen. Eine so schroffe wie melancholische Liedersammlung ist das, eher ein schwarzes Stück Kohle als ein Rohdiamant. Mit seltsam klerikalen Gesangslinien, oft fragmentarischen Arrangements und Melodien für die Ewigkeit. In den besten Momenten kratzt der Trotz an der Verzweiflung, lassen Gesang und Gitarre beides zersplittern, und übrig bleibt Tristesse. "She was heartache from the moment that you met her", heißt es in "Forget Her", seinem letzten eigenen Lied, das posthum veröffentlicht wurde. Kaum zu glauben, dass er ausgerechnet "Whole Lotta Love" gesungen haben soll, ehe ihn die Bugwelle in die Tiefe riss.

Und dann "Hallelujah", von Leonard Cohen ein Jahrzehnt vor Buckleys Ableben geschrieben. Manchmal findet ein Song seinen Sänger. Es geht um den Glauben, um Liebe und Sex, um große Gefühle, sicher um das Leben und den Tod. "I used to live alone before I knew you." Das flackernde Licht in der Dunkelheit kennen auch Atheisten. Diese knapp sieben Minuten haben es nicht verdient, in jeder dritten Sitcom gespielt zu werden. Sowas hört man zu Hause, zu zweit oder besser noch allein.

Keine Ahnung, wo David Bowie in den vergangenen zehn Jahren gesteckt hat. Sollte er auf einer einsamen Insel gelebt haben, hatte er auf jeden Fall "Grace" dabei. Zumindest hat er das einst angekündigt. Keine Ahnung, wo Jeff Buckley heute ist oder ob er das gehört hat.

Keine Ahnung. Aber er sang und singt von Einsamkeit, von kaputten Träumen und von dem, was niemals sein wird.

Samstag, 12. Januar 2013

Herzensangelegenheiten

Vier Bewerber. Vier Absagen. Ein bisschen war es wie in dem sehr empfehlenswerten irischen Film "The Commitments": Wir saßen mit unseren Instrumenten herum und testeten mögliche neue Mitmusiker. Unsere Band befand sich mal wieder in der Auflösung, und irgendjemand hatte die blöde Idee, mit einem anderen Gitarristen ein neues Projekt zu starten. (Ich ahne, wer das war. Blöde Ideen und ich - das passt einfach gut.)

Zunächst hörten wir uns in unserem direkten Umfeld um. David war eine Jahrgangsstufe unter uns, hörte Punkrock und machte gern kokettierende Witze darüber, dass diese Vorliebe nicht recht mit seiner Hautfarbe korrespondiere. "Bad Brains", entgegnete ich dann. Und David grinste. Er grinste auch noch, nachdem Alex' legendär riesiger Bassverstärker in das Wohnzimmer seiner Eltern gewuchtet worden war, ich meine zerprügelte Schießbude aufgebaut hatte und wir uns an irgendwas von Minor Threat versuchten. Ein Nachbarskind überbrachte nach wenigen Minuten die Botschaft der Straßengemeinschaft, man möge doch bitte das Radio leiser drehen. Das verstanden wir als Lob oder eher nicht. Auf jeden Fall überbekam David zunächst die Befürchtung, die Bewohner der umliegenden Eigenheime könnten seine Eltern über unser so unangemeldetes wie lautstarkes Treffen unterrichten, und dann der Eindruck, selbst Musik zu machen sei eventuell doch nicht so sein Ding.

Dafür war das ganz genau das Ding von Joachim, der die gleiche Jahrgangsstufe wie David besuchte, sich erstaunlicherweise aber in allem von diesem unterschied. Jo hatte lange Haare, die er hinten zusammengebunden trug, war sehr blass und noch dünner. Er sah aus wie jemand, der Jugendfreizeiten begleitet. Das Problem: Genau so jemand war er auch. Anders als sein Bruder Martin, der bei den Cockahoop Cockatoos spielte, hatte er mit Rock'n'Roll derart wenig im Sinn, dass ich mich dabei ertappte, ihm lautmalerisch zu erklären, was ein Gitarrenriff ist. Alex war nicht dabei, und wir saßen im Proberaum einer befreundeten Metalband. Deren Drummer war geschätzt einen halben Meter kleiner als ich und wusste nichts davon, dass ich sein absurd großes Set benutzte. Jo und ich absolvierten also die erste Stunde von "Markus' kleinem Grundkurs für angehende Bühnensäue". Danach stellte ich wenig erstaunt fest, dass sich eine klassische Gitarrenausbildung zwar mit Ferienspiellagerfeuerromantik vertragen mag, ich mit beidem aber nichts am Hut habe.

Bewerber Nummer drei und vier besuchten uns im Proberaum eines örtlichen Jugendzentrums und waren mutig und/oder verzweifelt genug, auf unsere Kleinanzeige reagiert zu haben. Till war seinerzeit bereits ein recht erfahrener Musiker und hatte mit dem heutigen Edguy-Trommler Felix in einer Band mit dem schönen Namen Merciless Gnom gespielt. Alex und ich waren keine recht erfahrenen Musiker, und niemand, der in unserer peinlich benannten Combo gezockt hatte, lief auch nur ansatzweise Gefahr, jemals auf einer großen Bühne zu stehen. Wir spielten "Smells Like Teen Spirit", aber es roch nach Angstschweiß und Verzweiflung, und anschließend stöpselte Till wortlos seine Gitarre aus und nickte zum Abschied.

Mein persönlicher Favorit war Kandidat vier. Allerdings eher aus soziologischem Interesse. Er sah aus, als sei der verschrammte Gitarrenkoffer, den er keuchend reinschleppte, gleichzeitig seine Wohnung. Diese enthielt eine schwarze, zerkratzte Klampfe und eine unetikettierte Flasche mit einer braunen Flüssigkeit, die beim Öffnen zischte. Nachdem unser neuer Freund sie halb geleert hatte, drehte er den Verstärker auf und nuschelte: "Kennt ihr Cortez The Killer?" Kannten wir - Alex nur dem Namen nach -, aber ich bin sicher, Neil Young hätte uns mit finsterem Blick in die ewigen Jagdgründe geschickt, wenn er unsere Version gehört hätte. Sie dauerte doppelt so lang wie das Original (das siebeneinhalb Minuten lang ist). Das lag zum einen daran, dass der Koffermann zwischendurch immer mal wieder einen Schluck nahm. Zum anderen hörte Alex ab und an auf zu spielen und sah mich vielsagend an. "Cortez The Killer" ist etwa so alt wie wir, aber unser potenzieller Leadgitarrist war mit Sicherheit schon volljährig gewesen, als es herauskam. Nun jedoch war er nur noch voll. Wir legten Sticks und Bass zur Seite, schoben ihn mitsamt seiner Habe durch die Tür und logen, er höre sicher bald von uns.

Vier Bewerber. Vier Absagen. Keine neue Band. Und seitdem nie wieder. Mal schauen, ob das so bleibt.