Sonntag, 27. September 2020

Unterm Himmel

Sie betrachteten den nächtlichen Himmel. Irgendwann fragte der Mann: "Ob es einen Sinn in all dem gibt?" "Ich weiß es nicht", antwortete der Hund. Der Mann sah ihn an: "Stellt ihr euch niemals solche Fragen?" "Nein", sagte der Hund, den Blick auf die Sterne gerichtet. "Wir leben."

Dienstag, 22. September 2020

Im Comic

Erschöpft lehnte er sich an ein Autowrack und blinzelte ins Gegenlicht. Die massige Gestalt, die herabschwebte, war im rieselnden Staub kaum zu erkennen. Ihre grollende Stimme war jedoch so eindeutig wie ihre Silhouette und das Chaos ringsum: "Warum gibst du nicht einfach auf?" Er hustete beim Lachen, richtete sich auf und entgegnete: "Ich kann nicht. Das weißt du." Der Held hob ein zertrümmertes Fahrzeug noch und schleuderte es auf ihn. "Und du weißt, wie das hier läuft - du hast keine Chance." Es gelang ihm nur knapp, dem Wurfgeschoss auszuweichen. Klar, das wusste er. Immerhin war er der Bösewicht. Geboren, um zu verlieren. Mehr aus Pflichterfüllung feuerte er seine letzten Kugeln ab und sah zu, wie sie an der unzerstörbaren Haut seines Gegners abprallten. Dann bemühte er sich, sein berühmtes Grinsen aufzusetzen: "Noch gebe ich nicht auf." Als der andere ihn am Kragen zu sich zog, wusste er, wie leer seine Worte waren. Wieder die dröhnende Stimme: "Lernst du denn nie aus deinen Fehlern?" Für einen Moment wurde sein Lächeln echt: "Nein, Kumpel. Kein bisschen."

Samstag, 5. September 2020

In der Gruft

"Ihr Name?", fragte der hagere Mann an der Rezeption, dessen Gesicht im flackernden Kerzenschein beängstigend blass aussah. "Talbot", antwortete der Reisende mit dem ernsten Blick. "Larry Talbot." Der Hagere grinste zufrieden. "Ah, Mr. Talbot. Lange her. Willkommen. Dann sind wir ja vollzählig."

Er ging voran einen dunklen Gang entlang, an dessen Ende er eine quietschende Holztür öffnete. "Treten Sie ein, Mr. Talbot. Ich nehme an, Sie kennen die anderen?" Der Reisende nickte und ließ ein leises Knurren vernehmen. Er war ihnen allen bereits begegnet. Frank, ein grobschlächtiger Hüne, der viel von seinem Vater sprach. Amos, dessen penetranter Fischgeruch den Raum ausfüllte. Henry, der nervös seinen eigenen Schatten anstarrte. Dessen Studienkollege Jack, kaum mehr als ein Flüstern in der Dunkelheit. Raoh, ein staubiger Aristokrat aus Ägypten. Und natürlich der Graf, der ihn am Empfang begrüßt hatte.

Dieser ergriff erneut das Wort: "Meine Herren, wie Sie wissen, sind wir die letzten unserer Art. Und das stellt uns vor gewisse Probleme. Ich lege Ihnen also heute die Pläne zur Rettung der Menschheit vor. Unserer Existenzgrundlage. Fangen wir an mit dem Klimawandel..."

Donnerstag, 3. September 2020

Im Ring

"Okay", sagte er, wischte sich mit dem Handrücken das Blut von der Nase und hielt den Blick fest auf seinen Gegner. Er richtete sich auf und fügte hinzu: "Soviel zum Training. Fangen wir an."