Donnerstag, 22. November 2018

Kurz vor Feierabend

Ich versuche, nach der Arbeit im örtlichen Lebensmittelmarkt etwas Käse zu kaufen, und stehe als einziger Kunde an der Kasse. Die Kassiererin kommt schnaufend angekullert und flüstert mir etwas Unverständliches ins Ohr...

Ich: "Bitte?"
Kassiererin (mit irrem Grinsen und etwas lauter): "Ob Sie bezahlen wollen."
Ich: "Hatte ich vor, ja."
Kassiererin (grinst breiter, setzt sich aber an die Kasse): "Ich hab leider keine Zeit."
Ich: "Äh. Aha?"
Kassiererin (scannt den Käse): "1,65 Euro. Noch einen Cent mehr, dann wären es 1,66 Euro."
Ich (gebe ihr 1,70 Euro): "..."
Kassiererin (nun sehr laut): "NOCH EINEN CENT MEHR, DANN WÄREN ES 1,66 EURO!"
Ich: "Ja. Das... stimmt wohl..."
Kassiererin (gibt mir fünf Cent und prustet hysterisch): "Fünf Cent zurück! Ha-haa!"
Ich: "Danke."
Kassiererin (jetzt singend): "Nicht danke! Doch für mich nicht danke!"

Ich renne aus dem Laden. Hinter mir verwandelt sich die Kassiererin in ein vielköpfiges Tentakelmonster und spuckt Erbsensuppe. (Okay, der letzte Satz ist pure Vermutung, denn natürlich habe ich mich nicht mehr umgedreht.)

Montag, 12. November 2018

Im Audimax

Als Torsten Sträter nach Marburg kam... gab Marburg wirklich alles. Verkehrschaos im Umkreis von fünf Kilometern rund um das Hörsaalgebäude, im Inneren keine Toiletten, stattdessen Dixi-Klos davor. Getränke mussten draußen bleiben, dafür war drinnen nicht nur die Linoleum-Bühne grell erleuchtet. Obwohl Kostja die Regler für das Auditorium auf Maximum drehte, war der Ton nicht optimal. In der dritten Reihe klatschte ein aufgeregter Seehund. Und zwei Etagen tiefer sprach Jutta Ditfurth.

Das meiste davon war zwar die perfekte Vorlage für Sträters Eröffnungsmonolog. Es sorgte aber auch dafür, dass dieser knapp zweieinhalb Stunden dauerte. Oder anders: Unter der legendären Mütze kreisen Gedanken in einem hellen Kopf, und beider Besitzer ist sensibler, als sein Ruf vermuten lässt. Der Mann ist authentisch - wenn seine Laune nicht die beste ist, dann merkt man das nicht nur, sondern er redet drüber. Das allerdings - und nun dreht sich die Geschichte - extrem unterhaltsam, so dass dieser ungewohnte und ungewöhnliche Abend zu weiten Teilen einfach großartig war.

Unglaublich witzig und beeindruckend spontan, herzlich derb und clever-eloquent, zum Brüllen komisch und überraschend nachdenklich. Niemand außer Torsten Sträter schafft es, stundenlang nur zu plaudern, sich an eigenen Überlegungen entlang zu hangeln, dabei offene Fäden wieder aufzugreifen und von einer Idee zur nächsten zu springen - und damit 900 Zuhörer zu unterhalten. 

Die waren gekommen, um sich neue Texte vorlesen zu lassen. Oder zumindest die für den zweiten Teil versprochenen Klassiker auf Wunsch. Stattdessen las der Meister letztlich nur drei alte Storys und füllte den restlichen Abend quasi mit deren Anmoderation. Dass er mit dieser Erwartungshaltung brach, war so konsequent wie toll, dass er sich auch mal verzettelte, so verzeihlich wie unwichtig.

Torsten Sträter ist eine ehrliche Haut und ein grundsympathischer Kerl. Dem hört man gerne zu, der hat was zu sagen und macht das wie kein Zweiter. Keine Ahnung, ob die Stimmung bei Jutta Ditfurth ähnlich gut war. Dem Seehund hat's gefallen. Mir auch.

Gerne wieder - dann vielleicht wirklich mit dem neuen Programm. Und ganz sicher nicht im Audimax.