Donnerstag, 12. April 2012

Herzensangelegenheiten

"Ja, ja, ja", schrieb Skip Danko. Und: "Gern geschehen." Um ehrlich zu sein: Ich hatte mit etwas mehr gerechnet, zumindest darauf gehofft. Mehr Inhalt, gerne auch mehr Text, zumindest aber mehr Begeisterung darüber, dass ein Fan ihm auf facebook schreibt.

Zumal ich mich angenehm wenig stalkeresk gab: "Sorry", schrieb ich. Und: "Aber - Eternal Rest? Where did I go? Danke für die Musik!" Unerwähnt blieb unter anderem, dass wir uns bereits begegnet waren. Anfang der 90er muss das gewesen sein, ich verbrachte meinen Urlaub in Norddeutschland, im traurigen Aurich - jener Sehrkleinstadt also, in der die Band Eternal Rest beheimatet war. (Nur in Aurich oder vergleichbaren Städten wie Marburg haben Punkrocker die Berechtigung, ihre Band "Ewige Ruhe" zu nennen. Steht im großen Punk-Gesetzbuch "Dogma & Mad Dogs", das es leider gar nicht gibt.)

"No. 1" hieß ihr - Überraschung! - erstes Album, und es begeisterte mich mit einer Mischung aus dem Zynismus der Dead Kennedys und der Überdrehtheit von Jane's Addiction. Leider nur mich, unseren Bassisten Alex und über den Daumen gepeilt 23 weitere Käufer, die sich über die Republik verteilten und weder Alex noch mir namentlich bekannt waren. Natürlich bin ich nicht nach Aurich gepilgert, um Eternal Rest oder ihren Sänger Skip Danko zu sehen. Vielmehr war ich zufällig in der Gegend und dachte mir: "Kaufst du halt ein Paar Schuhe." Und Skip Danko war Schuhverkäufer. Punk as punk can. Die Treter habe ich längst nicht mehr, "No. 1" natürlich schon, außerdem sämtliche späteren Veröffentlichungen der einzigen einigermaßen (un-)bekannten Auricher Populärmusik-Kapelle.

Irgendwann war Eternal Rest Geschichte, Skip Danko in Amerika, und seine neue Band hieß Zwiebel Zwiebel Hurra. (Und so dürfen Punkrocker ihre Combo weder in Aurich noch in L.A. nennen.) Dabei wäre so viel mehr drin gewesen: Der Sage nach hat der Sänger während der Aufnahmen zum Debüt das Bewusstsein verloren, da er zu lange geschrien hatte, ohne die gute, weil salzhaltige Nordlichterluft einzuatmen. Ich glaube das gern, zumal der geübte Hörer sogar die Stelle entdeckt, an der das passiert. Das hat jedenfalls mit Herzblut zu tun, mit Leidenschaft und Leidensfähigkeit, das macht diese Platte zu etwas Besonderem in meiner pathologisch unübersichtlichen Sammlung. Viel besser ist Punkrock aus D-Land jenseits der besten Band der Welt und der Boxhamsters nie gewesen. Ehrlich jetzt.

"Ja, ja, ja", höre ich die Ungläubigen und Desinteressierten murmeln. Und ergänze trotzig: "Gern geschehen."