Sonntag, 11. August 2013

Herzensangelegenheiten

Nächtliche Reise. Ich döse auf dem Rücksitz. Papa lenkt den alten Kleinbus sicher Richtung Norden. Vorbeizischende Lichter und zerfledderte Comics vermischen sich zu merkwürdigen Träumen. Wenn ich aufwache, beginnt der Sommerurlaub. Das Radio spielt Verkehrsnachrichten. Kein Grund zur Sorge.

 Wish I didn't know now what I didn't know then.
 (Bob Seger: Against The Wind)


Morgendliche Reise. Ich sitze am Steuer. Der Führerschein ist teuer erkauft: Zerfledderte Comics mussten dran glauben. Keine Zeit zum Dösen. Wenn ich angekommen bin, droht der tägliche Ernst des Lebens. Mein Alter nennt das nicht so. Er sagt nur: "Da mussten wir alle durch, Junge." Im Cassettenfach steckt ein selbst zusammengestelltes Tape. Kein Grund zur Panik.

 I wish that I knew what I know now when I was younger.
 (The Faces: Ooh La La)


Abendliche Reise. Die vorbeizischenden Lichter sehe ich kaum. Mein Vater ist lange tot. Da müssen wir alle durch, Junge. Das Telefon spielt sämtliche Lieblingslieder. Kein Grund zum Träumen. Immerhin zwei freie Tage stehen an, wenn ich... angekommen bin? Wann kommt man an? Will man das wirklich wissen? Will man wirklich ankommen?

Lichter im Augenwinkel und Lieblingslieder im Ohr vermischen sich zu dämlichen Fragen im Kopf. Vermutlich ist doch der Weg das Ziel. "Nutze den Tag" und der ganze Quatsch. Aber am besten nicht zum Grübeln. Noch ist Zeit. Und Urlaub ist auch im Spätsommer toll.

 I was so much older then. I'm younger than that now.
 (Bob Dylan: My Back Pages)