Donnerstag, 14. April 2011

Herzensangelegenheiten


"And no one dared disturb the sound of silence." (Paul Simon)

Es ist still. Manchmal muss das einfach sein. Eigentlich sogar oft. Wenn etwas ständig vorhanden ist, verliert es nämlich an Bedeutung. Das gilt auch und besonders für Musik.

Farin Urlaub hat mal in einem Interview erzählt, dass er privat selten Musik höre, damit diese nicht zur akustischen Tapete verkomme. Macht er also wieder mal was richtig. "Bei uns läuft eigentlich immer Musik", wunderte sich neulich eine Besucherin. Und einige Wochen zuvor stellte ein anderer Gast fest: "Mir wäre es hier zu ruhig." Stimmt: Meist ist gar nichts zu hören. Kein Straßenlärm. Keine Stimmen. Und eben auch keine Musik.

Denn etwas derart Wertvolles erfordert volle Aufmerksamkeit. Es muss zur Stimmung passen. Den Zuhörern etwas bedeuten. Das heißt nicht, dass Musik nie zu ihrem Recht kommt. Zweimal täglich, am Wochenende häufiger, tragen die Geschichten von Mike Ness die Welt herein, bereiten tausendfach gehörte Melodien auf den Tag vor, lassen die Akkorde der Metal-Helden meiner Jugend den Alltag vergessen, untermalt die Stimme von Tom Waits den Sonnenuntergang, zerschneidet der Klang neuer Lieblingsplatten die Dunkelheit. Dazu wird dann aber gefälligst nicht gebügelt, telefoniert oder gelesen. Dann wird einfach nur Musik gehört. Leise per Kopfhörer, deutlich lauter aus altgedienten Eigenbau-Boxen.

Das hat den Vorteil, dass jene Musik, die keine Bedeutung hat, tatsächlich nur als Tapete im Hintergrund hängt. "Du kennst doch alles - was läuft denn da gerade?" Diese Frage kann ich in Oberstadtkneipen oder gar in der Fußgängerzone selten beantworten. Oder allenfalls mit: "Keine Ahnung, ich höre nichts." Dazu ist es nämlich zu still.

Mittwoch, 13. April 2011

Kino-Kritik: "Sucker Punch"

Eingeweihte wissen schon lange: Zack Snyder stellt Form über Inhalt. Wer sich einen seiner Filme ansieht und dann daran stört, beschwert sich auch auf'm Tom Waits-Konzert über die Stimme.

Snyders Fieberträume sehen aus wie Meat Loaf-Plattencover: Mädels tragen Schuluniformen und großkalibrige Waffen, mit denen sie gegen Steampunk-Zombiesoldaten, chromblitzende Roboter und feuerspeiende Drachen kämpfen. Und er verfilmt sie, weil er's kann. Das ist nicht anspruchsvoll, sondern unterhaltsam. Es gibt viel zu sehen in "Sucker Punch" - und offen gestanden: Genau dafür gehe ich ins Kino.

Trotzdem sei allen Trailergläubigen eine Warnung ins Gebetbuch gekritzelt: Das Nichts an Handlung ist nicht charmant, sondern trist. Scott Glenn als David Carradine bemüht sich, ein wenig Schauspielerkino zwischen die glatt gebügelten Actionsequenzen zu mogeln. Und das Augenzwinkern am Ende der Zitate-Achterbahn sieht man nur mit Mühe und scharfem Kennerblick.

Kann man so machen. Sollte man sogar. Aber ich mag ja auch Tom Waits.

Macht vier von fünf abgehackten Samurai-Köpfen.