Montag, 20. November 2017

An der Kasse

Abenteuer Lebensmittelmarkt: Ich habe für vieles Verständnis. Nicht für alles, aber meist versuche ich zumindest, die Handlungen und Sichtweisen meiner Mitmenschen nachzuvollziehen. An der Supermarktkasse gerate ich jedoch mitunter an meine Grenzen.

Ich verstehe beispielsweise das Konzept des Warentrenners nicht, wenn zwischen den einzelnen Warenstapeln mehrere Meter Abstand herrschen und es also faktisch nichts zu trennen gibt. Aber auch das aggressive Verhalten einiger Kunden kurz vor der Kasse kann ich nicht recht nachvollziehen. Wieviele Minuten Zeitersparnis bringt es ihnen, in der Schlange etwas weiter vorne zu stehen? Und warum zur Hölle haben sie alle Zeit der Welt, sobald sie an der Reihe sind - sprich: es ans Bezahlen geht?

Kürzlich stand ich armes Würstchen mit einem ebensolchen und einem Joghurt in Händen leicht irritiert hinter einer älteren Dame, die mich zuvor mit giftigem Blick und spitzen Ellbogen beiseite gedrängt hatte. Zu ihren Einkäufen - die sie selbstverständlich mit mindestens einem Warentrenner von meinen Waren trennte - gehörte unter anderem eine kleine Packung Schokoherzen. Schlagartig sehr entspannt fragte sie die Kassiererin, ob jene wie im Werbeprospekt versprochen 79 Cent kosteten oder man die ausgepreisten 89 Cent bezahlen müsse. Nicht jeder hat das Geld locker sitzen, das ist mir bewusst. Der Mantel mit Echtpelz am Kragen brachte mich zwar auf den Gedanken, dass die Dame vermutlich keine finanziellen Sorgen habe, aber sei's drum. (Er machte sie übrigens auch nicht sympathischer.) Die Kassiererin gab alles, um den tatsächlichen Wert besagter Herzen herauszufinden. Unter anderem führte sie ein längeres Telefonat mit jemandem namens "Duanne", was man übrigens nicht "Dwayne", sondern "Du, Anne" ausspricht. Sie beendete das Gespräch mit einigen guten Wünschen für ihre Kollegin, aber ohne ein Ergebnis, das zur Beantwortung der Frage der Seniorin beigetragen hätte.

Diese reagiert unwirsch, verzichtete aber sicherheitshalber auf den Kauf der Schokoherzen. Bis Weihnachten ist es ja auch noch ein wenig hin. Als nächstes wurde sie von der Kassiererin darüber aufgeklärt, dass man als Kunde die Plastikkörbe, die im Markt bereitstehen, nicht unentgeltlich mit nach Hause nehmen dürfe. Dies schien sie zu überraschen; augenscheinlich waren ihr die Preisetiketten an den in der Herstellung vergleichsweise günstigen Papiertüten und Stoffbeuteln entgangen. Nun doch leicht erbost bezahlte sie ihre restlichen (also schokoherzlosen) Einkäufe.

Die Summe belief sich auf sechs Euro und achtundneunzig Cent. Selbstverständlich hatte die gute Frau diesen Betrag passend. Allerdings nicht parat, ohnehin musste sie zunächst - sichtlich überrascht vom plötzlichen Bezahlvorgang - ihre Geldbörse suchen. Dieser entnahm sie schließlich die geforderte Summe in möglichst kleinen Geldstücken. Sie tat das sehr sorgfältig und ohne unnötige Hast - mich zur Seite zu schubsen hatte ihr offenbar tatsächlich einen beachtlichen Zeitvorteil verschafft. Vielleicht musste sie auch im Gegensatz zu mir nicht zurück an ihren Arbeitsplatz. Ältere Damen im Pelz gehen ja oft keiner regelmäßigen Tätigkeit mehr nach, um ihr Auskommen zu sichern.

Kurze Zeit darauf - inzwischen hatte auch ich die Wurst und den Joghurt bezahlt - sah ich die wackere Greisin auf dem Parkplatz des Lebensmittelmarktes wieder. Sie schlug gerade die Fahrertür ihres neuen Mercedes gegen die Beifahrertür meines alten Fiat. Aber ich habe ja für vieles Verständnis.

Dienstag, 14. November 2017

Gude und Moin: Expedition in den Comic-Untergrund

Nachdem ich mich hier über einige meiner liebsten Comics ausgelassen habe, geht es diesmal etwas tiefer in die Materie - besser: in den Untergrund. Die Frage, was Underground-Comics sind, ist so schwer zu beantworten wie die nach Independent-Kino oder Alternative-Musik. Die beiden Beispiele, mit denen ich mich hier beschäftige, sind allerdings definitiv Untergrund, nämlich von Enthusiasten im Kleinen mit viel Liebe geschaffen und veröffentlicht. Sie unterscheiden sich durch drei Jahrzehnte zeitlichen und 360 Kilometer geografischen Abstand. Und um ehrlich zu sein: Sie unterscheiden sich auch sehr in Sachen Qualität.

Es muss so um 1984 herum gewesen sein, als ich zum ersten Mal in Kontakt mit einem Comic-Magazin kam, das nicht im örtlichen Zeitschriftenladen, nicht im einzigen Kiosk der Stadt, nicht auf dem Wühltisch des Supermarktes und nicht mal auf den Flohmärkten der Umgebung erhältlich war. Dort hatte ich in den vergangenen zwei, drei Jahren ungefähr alles eingesammelt, was an Superhelden- oder Horror-Comics zu haben war. Mein Kinderzimmer füllte sich mit bunten Heften, Alben und Taschenbüchern, einiges davon aus einer Zeit, die ich nicht bewusst erlebt habe, anderes aktueller und teils mit fragwürdigen Tricks für Schnäppchenpreise erworben. (Streng genommen nutzte ich die Nachlässigkeit der Kassiererinnen aus. Naja, dürfte inzwischen verjährt sein.) Aber alles, wofür ich mein Taschengeld rausrückte, wurde publiziert von großen Verlagen und war zumindest zum Erscheinungszeitpunkt nicht besonders schwer zu bekommen. Ein elfjähriger Schüler in einer hessischen Kleinstadt der 80er ist nicht gerade der größte Jäger. Dafür ist er notfalls ein begabter und geduldiger Sammler. Mit Kartons voller Comicheften und Schränken voller Taschenbücher und Alben.

Jedenfalls verschlug es mich eines Tages irgendwie in einen kleinen Laden in der Gegend, aus der wir gerade weggezogen waren. Das liest sich jetzt eventuell aufregender als es tatsächlich war: Wir reden einfach über eine andere Straße jener kleinen Stadt in Hessen. Jedenfalls: Zwischen unserer früheren Wohnung und dem Lebensmittelgeschäft, in dem man mir noch kurze Zeit zuvor das obligatorische Stückchen Fleischwurst aufgedrängt hatte, lag ein eher spartanisch eingerichtetes Räumchen, in dem ein junger Mann mit lila Halstuch unter anderem Bücher verkaufte. Ich kann heute nur raten, was mich dort reingeführt haben mag - vermutlich die Suche nach weiteren Science-Fiction-Büchern und eben Comics. Letztgenannte führte der Laden tatsächlich. Aber sie waren anders als alles, was ich aus diesem Genre bis dato kannte. Völlig anders.

"Duty Free" nannte sich das Magazin, das dort im Holzregal lag. Offenbar gab es einen Vorgänger namens "Zollfrei" (das entnahm ich den Eigenanzeigen) und einen Vorvorgänger mit dem schönen Namen "Hand und Fuß", dessen einzige Ausgabe man ebenfalls erwerben konnte. Diese bestand aus ein paar zusammengehefteten Schwarz-weiß-Seiten, die mit kaum lustigen Wortspielen und eher unlustigen Cartoons bedruckt waren. Auffallend: die unterschiedlichen Zeichenstile, die von Kritzeleien für den Hausgebrauch bis zu detaillierter Linienführung reichten. Das eigentliche "Duty Free" führte dieses Konzept der Konzeptlosigkeit fort: Farbe fand gleich- und allenfalls auf der Titelseite statt (ziemlich sicher aus Kostengründen), der Inhalt war dennoch ein buntes Sammelsurium von Geschichten. Mich sprach besonders an, dass einige davon durchaus Lokalkolorit versprühten. Das kleine Lädchen führte auch "Werner"-Comics - die kannte ich natürlich, ich mochte sie auch. Aber ich bin eben Hesse, kein Nordlicht. Storys über die Startbahn 18 West waren mir seinerzeit einfach näher als solche über Flaschbier-Konsum an der Waterkant. (Zu diesem Thema später mehr. Aus Gründen.) Grundsätzlich faszinierte mich, dass da jemand mit ähnlich beknackten Ideen, wie mein juveniler Schädel sie ausbrütete, und teilweise mit einem ähnlich überschaubaren Zeichentalent wie meinem - das damals noch zwischen "okay" und "ganz gut" pendelte - den Mumm hatte, aus beidem ein Comic-Magazin zusammenzuzimmern. Und dass es kleine, fast leere Läden gab, die sowas verkauften.

Ich nahm gleich den kompletten Satz - seinerzeit war das durchaus eine beachtliche Ausgabe für mich - und schleppte ihn zufrieden nach Hause. Ein neues Universum öffnete seine Tore. Es war schwarz-weiß, aber nicht farblos, es war durchgeknallt, komplett irre und angenehm anarchistisch. Es machte höllisch Spaß. Es gab eine Welt jenseits der muskelbepackten Helden und grotesken Monster, die ich so liebte. Sie lag sogar jenseits der verfressenen Kater und grummeligen Wikinger, die zumindest ebenfalls in Sachen Humor unterwegs waren. Später wanderten meine "Duty Free"-Exemplare in Klarsichtfolien und Aktenordner. Von einem Holzregal ins nächste, mit dem Umweg über Hirn und Herz eines jungen Comicfans, für den seit jenem Tag im kleinen leeren Laden alles anders ist. Wie das aber so ist mit der Zeit: Ihr steter Fluss bringt Veränderungen mit sich. Aus vielversprechenden Toren in fremde Universen werden verblichene Erinnerungen. Da ist es gut, wenn man manche davon sorgfältig aufbewahrt, eben nicht nur im Kleinhirn, sondern durchaus buchstäblich. Blätternde Zeitreisen sind zum Greifen nah - und dann und wann werfe ich tatsächlich noch einen Blick in das Schaffen jener nach wie vor unbekannten Kleinkünstler.

Dabei fällt auf, dass Klarsichtfolien zwar dem Zahn der Zeit trotzen, ihr Inhalt dies jedoch mitunter nicht ganz unbeschadet schafft. Was damals aufregend war, wirkt heute eher betulich. Was früher neu und modern daherkam, wirkt inzwischen zurecht retro. "Duty Free" ist ein Kind seiner Zeit, ist vor allem in Sachen Layout und Schrifttypen so sehr 80er wie die Magazine jener Ära. Der dreckige kleine Bruder von "Wiener" und "Prinz", die Comic-"Bravo" für den kleinen Anarcho, das Gegenstück zu Massenprodukten, denen wir heute nostalgisch nachtrauern - klar macht es Spaß, in Erinnerungen zu schwelgen, den Machern dürfte manches jedoch inzwischen peinlich sein. Jugendsünden sind das, auch für mich als Sammler, aber missen möchte ich sie auf keinen Fall. Wer weiß, vielleicht wäre ich ohne den seltsamen Laden mit seinem noch seltsameren Hüter nie auf den Gedanken gekommen, auch mal über den Tellerrand zu gucken und dort Abseitiges zu entdecken. Und das wäre sehr schade gewesen - sogar ein Verlust. Wer sich selbst mal einen Eindruck davon verschaffen will, was damals in der Rhein-Main-Szene grassierte, muss schon einiges an Geschick und Hartnäckigkeit aufwenden. Wie das eben so ist mit dem Untergrund, auch und gerade in Sachen Comics - die Suche danach ist ein kleines Abenteuer.

Oder nicht? Die Zeiten haben sich geändert - das gilt glücklicherweise auch für Vertriebswege. Wer heute mal antesten will, was an unabhängigen Produkten in der bundesrepublikanischen Welt der bunten Bilder kursiert, hat es vergleichsweise einfach. Das eingangs skizzierte Tor nach draußen (beziehungsweise unten) ist nämlich nur noch einen Mausklick entfernt. Vor kurzem stieß ich beispielsweise auf einen kleinen Verlag in Vögelsen bei Lüneburg: Er trägt den sehr passenden Namen Der Buddelfisch und hat sich Geschichten verschrieben, die gleichfalls im Norden zu Hause sind. Begeistert schrieb ich seinerzeit meinem Facebook-Publikum den folgenden Tipp: "Moin! Ihr mögt Wind und Wellen, Norddeutschland und Friesenkrimis, aber auch Comics und Geistergeschichten (also quasi wie ich)? Dann schaut euch mal die Storys an, die Der Buddelfisch online zum Lesen anbietet. Da gehen der olle Klaus Störtebeker und der Klabautermann um, und wortkarge Waterkant-Gesellen fackeln nicht lange, sondern höchstens ab... (Und das alles übrigens so legal wie gratis.) Auch nach Halloween noch einen Klick wert."

Dem ist zumindest inhaltlich kaum etwas hinzuzufügen. Tatsächlich kann man hier einiges aus dem sehr empfehlenswerten Programm des Kleinverlags online lesen. Viel, viel besser ist es allerdings, sich die Comics als tatsächliche Hefte nach Hause zu holen. Zum einen unterstützt man dadurch eine muntere Truppe Enthusiasten, die vor allem einen monetären Griff unter die Arme vermutlich durchaus gebrauchen können. Zum anderen ist man dann der Besitzer von wirklich großartig gemachten, sehr hochwertig gedruckten Comics von der Küste - ich gehe sogar soweit, zu behaupten, eben diese gehören in jeden guten Haushalt. (Bonus-Tipp für Ungeduldige: Wenn man zwei Tage nach der Überweisung per Mail rumnörgelt, dass die Ware noch immer nicht vorliege, wird daraus ein sehr freundlicher Dialog mit Herausgeber Sebastian Kempke, der darüberhinaus jedes Exemplar signiert. Dies tut er allerdings auch, wenn man nicht ungeduldig nervt.)

Flaggschiff im Programm der Buddelfischer ist die Serie "Sturmboje". "Jan Storm und Kris Kundrisson gehen einer eher ungewöhnlichen Beschäftigung nach", heißt es dazu im Online-Auftritt des Verlags. "Ob tief in den Eingeweiden verstaubter Spukhäuser, auf den peitschenden Wellen der Nordsee oder mitten unter uns, in den Städten und Dörfern, die beiden sind dem Unheimlichen auf der Spur." Umgesetzt sind die humorvollen Gruselgeschichten als Mischung aus funny-infizierten Abenteuer-Comics, wie sie oft aus dem franko-belgischen Raum stammen, und bewusster Hommage an die verqueren Storys klassischer Groschenromane à la "John Sinclair". Dank sorgfältiger Erzählweise und eines flotten Zeichenstils ist das Ergebnis atmosphärisch dicht und atmet in jedem Panel die salzige Seeluft seiner Handlungsorte. Weiter oben habe ich behauptet, norddeutsche Geschichten seien mir geografisch ferner als jene aus meiner hessischen Heimat - emotional sind sie es nicht. Wer sämtliche Urlaube seiner Kindheit und auch noch ein paar danach an der Nordsee verbracht hat, bleibt offenbar ein Friesenjung im Geiste.

Zusätzlich zu drei wirklich sehr lesenswerten "Sturmboje"-Comics habe ich noch den Band "Grundkurs Mord" geordert. Vanessa Drossel und Mareike Hansen haben damit einen Comic-Krimi geschaffen, der vor allem "Tatort"-Gucker wie mich ansprechen dürfte. Der Fall der Kieler Polizisten Tanja Sievers und Christian Henning erinnert im Aufbau, aber auch in Sachen Spannung an die besten Folgen der Fernsehreihe. Viel Wortwitz in den Dialogen, durchaus brutale Verbrechen und natürlich das kaputte Privatleben der beiden Ermittler sorgen dafür, dass man sich rasch zu Hause fühlt - und das nicht nur am Sonntagabend. Wenn Ihr also gerade dabei seid, euch die absurd-unterhaltsamen Spukgeschichten zu bestellen, klickt euch diesen realistischen Krimi gleich noch dazu. Es lohnt sich - versprochen. (Das gilt übrigens auch für ein Like auf der Facebook-Seite des Verlags und ein wenig Stöbern in dessen restlichem Angebot.)

30 Jahre nach meinen ersten zaghaften Schritten in den Comic-Untergrund der Republik ist dieser also lebendiger denn je. Und statt mit "Gude" grüßt er heute mit "Moin".

Donnerstag, 2. November 2017

Herzensangelegenheiten

Ungewöhnliche Liebeserklärung: Mein USB-Stick spuckt aktuell eines meiner ewigen Inselalben aus - das 1987 erschienene Debüt einer Band, die es damit aus der Gosse ihrer vermeintlich paradiesischen Großstadt in die Arenen der Welt geschafft hat. Verwurzelt im sleazigen Hardrock der damaligen Ära, aber angeschoben durch die Wut des Punk und geerdet im rudimentären Blues, dazu jeder Song ein Hit und schon das später indizierte Cover der erste Skandal - wer Spuren in der Musikgeschichte hinterlassen will, sollte das mit einem derart lauten Krachen tun.

Der Sänger war ein arrogantes Arschloch, und er war das so bewusst, wie es ihm sein Hang zu verbotenen Substanzen möglich machte. Vom Kopftuch bis zur Spandexhose pure Überheblichkeit und Unberechenbarkeit, dazu gesegnet mit einem verrotzten Organ, das klang, als habe der versoffene kleine Bruder von Dan McCafferty eine doppelte Portion Reißnägel geschnupft. An seiner Seite sein damals noch bester Kumpel, die röhrende Raubtier-Klampfe vor dem Sixpack, darüber ragte die Fluppe aus dem Haarchaos unter dem Knautschzylinder. Der Bassist war ein gelangweilter Schlaks, eigentlich zu clever für diesen verrotteten Haufen und durchaus mit musikalischen Ambitionen gestraft. (Seine Heimatstadt sollte wenige Jahre später zum neuen Rock-Mekka werden. Aber das ahnte damals noch niemand.) Der Drummer war gerade gut genug für seinen Job, lebte das Motto "more cowbell" und benutzte als einziges Bandmitglied jenes Produkt, dem der Hairspray-Hardrock ihrer Zeitgenossen seinen Namen verdankte. Der Coolste aber war der Rhythmusgitarrist, nicht nur der Physiognomie nach ein Bastard des ollen Keith. Seine furztrockenen Riffs hielten die wilde Jagd zusammen, auf der Bühne war er der Ruhepol in der tobenden Meute.

Es folgten Schlagzeilen und Legenden, die Wiederveröffentlichung ihres halb akustisch, halb live eingespielten Demos, ein überproduziertes Zwillingswerk (das kein Doppelalbum war), eine hingeschluderte Hommage an ihre musikalischen Helden und eine äonenlange Pause vor dem kaum noch erwarteten Comeback. Der Sänger latschte aufgedunsen vor einem Trupp angeheuerter Studiomucker herum, die zu Unrecht den respektablen Bandnamen trugen... Erst vor kurzem dann der Friedensvertrag, eine Wiedervereinigung von immerhin drei Fünfteln der Urbesetzung. Die alte Magie ist natürlich dahin, Abstinenz und Harmonie zum Trotz - denn Wiedergänger sind nun mal lebende Tote.

Aber für ein paar Jahre waren diese verkommenen Straßenköter die gottverdammt scheißgrößte Rockband des Planeten.