Mittwoch, 7. Februar 2007

Herzensangelegenheiten

Worüber schreiben? Ist nicht bereits alles zum Thema Musik gesagt worden? Sogar das, was besser ungesagt geblieben wäre? Und schon haben wir sie, die Arbeitsüberschrift unserer neuen Lektion: "Wie, das war's schon?!" Wer häufig, intensiv und möglicherweise sogar gerne Musik hört, kommt unweigerlich an einen Punkt, an dem es nicht mehr weiterzugehen scheint.

Alles klingt bekannt, Neues wird kaum noch wahrgenommen, eine gewisse Langeweile droht sich breitzumachen. Vorbei die Zeiten juveniler Begeisterung, da man als neugieriger Novize am Plattenteller des örtlichen Tonträgerfachhandels stand. Was waren das für glückliche Tage, als die Handflächen schwitzten und die Augen glücklich glänzten, während mysteriöse Wesen aus einer anderen (besseren!) Welt ihre Instrumente meisterhaft bedienten und Geschichten aus ihrer fernen Heimat erzählten.

Nun gut, Vertreter der Vorgängergenerationen lächelten seinerzeit mitunter verächtlich und wedelten die euphorischen Erfahrungsberichte der Jünglinge mit den Worten beiseite: "Kenn' ich. War alles schon mal da." Und das stimmt ja auch, das stimmt ja auch (Rainald Grebe). Sicherlich lässt sich die Historie der Populärmusik bis in die Steinzeit zurückverfolgen. ("Historie der Populärmusik" wird übrigens demnächst als Buchtitel für viel Geld an Frank Laufenberg verkauft.) Eine dieser Ketten verläuft etwa so: Creed, Stone Temple Pilots, Pearl Jam, Led Zeppelin, Willie Dixon. Was stellen wir fest, werte Zielgruppe? Richtig: Früher war alles besser.

Dennoch sei dem 15-jährigen Strokes-Fan gegönnt, das unbeholfene Gestolper seiner Helden für neu, bahnbrechend oder gar gut zu halten. Früher oder später wird er sicher Television entdecken, "Marquee Moon" lieben lernen und es besser wissen. Bis dahin blicken wir alten Säcke ein wenig neidisch auf das arrogante Jungvolk, das sich nichts sagen lässt. Und Spaß hat sie auch noch, die unbedarfte Kinderschar!

Allerdings ist es wie so oft die Hoffnung, die nicht nur zuletzt stirbt, sondern auch am Horizont funkelt. Wer offenen Ohres durch sein Leben taumelt, nimmt ihr Glitzern zuweilen wahr. Das war's nämlich noch lange nicht.