Gestern habe ich die Kfz-Werkstatt meines Vertrauens angerufen. Der Pasodoblebär hat bergauf arge Mühe und im Dunkeln nur ein Auge. Der Mitarbeiter am Telefon gab folgsam die alte Geschichte vom vollen Terminbuch zum Besten. Ich verwies darauf, den Chef zu kennen und Stammkunde zu sein. Also sagte man mir zu, mich am folgenden Nachmittag dazwischen zu schieben.
Als ich heute an der Anmeldung von dieser Vereinbarung berichte, weiß der Kollege von nichts. Der Inhaber wird in unmittelbarer Nähe von einem anderen Kunden besprochen, der ob seines hohen Alters ohrenscheinlich fast taub ist und daher nicht redet, sondern brüllt. Das vereinfacht die Kommunikation mit dem ohnehin überforderten Mitarbeiter nicht gerade.
Immerhin sucht er im System nach meinen Daten. "XX-ME 1701", antworte ich wahrheitsgemäß auf die Frage nach dem Kennzeichen meines Kleinwagens. Er findet keinen Eintrag und sucht daher nach meinem Namen, den ich insgesamt dreimal buchstabiere. Oh, da bin ich ja.
Ich skizziere den Grund meines Besuchs. Ebenfalls dreimal. Er notiert alles, druckt es aus und lässt mich unterschreiben. Dann hängt er einen kleinen Plastikstreifen an den Autoschlüssel und kritzelt "LDK-WR 8759" darauf. Ich empfehle, vielleicht besser das Kennzeichnen meines Autos an den zugehörigen Schlüssel zu hängen statt eines anderen. Er streicht das falsche Kennzeichen durch und schreibt ein anderes darauf, das er mir stolz zeigt: "XX-ME 7101".
"Wir nähern uns an", lobe ich. Langsam erkenne ich ein System: Alles muss dreimal gemacht werden. Der Mitarbeiter unterbricht den lautstarken Redefluss des Seniors und verweist darauf, dass viel zu tun sei. Sein Chef nutzt die Gelegentlich zur Flucht in die Werkstatt und nimmt meinen Autoschlüssel mit.
"Lassen Sie den Wagen da?", fragt mich sein Angestellter. "Ja. Und ich bleibe ebenfalls hier", lasse ich ihn wissen. "Ich hatte 45 Minuten Anfahrt, die Strecke laufe ich nicht zurück." "Ach, sind Sie gar nicht aus Wetzlar?" Meine überraschte Pause nutzen zwei weitere Kunden, um ebenfalls ihr Glück zu versuchen. Beide haben Termine und daher gute Karten. Plötzlich fährt mein Auto vorbei und kehrt 20 Minuten später zurück. Kurz darauf ruft mir der Chef zu, alles sei erledigt.
Beim Auslesen und während der Probefahrt sei nichts festgestellt worden. Für ein Fahrzeug seiner Klasse und seines Baujahrs fahre der kleine Rote ganz normal. Das stimmt zwar nicht, aber da schon diese Überprüfung und eine neue Birne im Scheinwerfer mit einer dreistelligen - natürlich - Summe zu Buche schlagen, akzeptiere ich die Diagnose.
Allein schon auf der Fahrt vom Hof ruckelt mein Auto spür- und sichtbar. Dreimal.