Montag, 2. März 2020

Drinnen

Kaboom. Dumpf tönten Rufe und Geräusche durch die milchigen Fenster. Als er mit einem Ärmel über die beschlagene Scheibe wischte, dachte er: "Perfekt isoliert. Genau wie ich." Nachdem die ersten Schreckensmeldungen über sein Mobiltelefon geflackert waren, hatte er sofort reagiert und es mit einer Bohrmaschine zerstört. Sein Keller war voller Konserven, Medikamente und Munition. Die Solaranlage auf dem stählernen Dach versorgte ihn mit Strom. Der Wasserbehälter war randvoll. Er konnte Monate allein überleben, und das tat er auch. Tagsüber schlief und trainierte er. Nachts saß er zusammengekauert neben der Sicherheitstür, sein Gewehr im Arm. Und lauschte der trügerischen Stille. Der Lärm am Tag war eindeutig: Die Welt, wie er sie gekannt hatte, gab es nicht mehr. Die Zivilisation war zusammengebrochen, es herrschten Gewalt und Anarchie. Während er seinen düsteren Gedanken nachhing und mürrisch auf einem Stück Trockenfleisch kaute,

wurde wenige Meter von seinem Betonbau entfernt ein weiteres Feuerwerk vorbereitet. Seit Monaten feierten die Menschen ausgelassen die neue Hoffnung für ihren Planeten. Weltweit waren sämtliche Kampfhandlungen aufgegeben worden. Jeder Staatschef und jede Regierungsorganisation hatten die Grenzen geöffnet und alles verfügbare Geld dazu verwandt, Lebensmittel und Medizin in die Hungerregionen und Krisengebiete zu fliegen. Wissenschaftler weltweit hatten gemeldet, dass die Umwelt sich mit überraschender Geschwindigkeit erholte. Die meisten Krankheiten galten als besiegt. Überall tanzten, lachten und feierten die Menschen in den Straßen. Das Funkeln des knallenden Feuerwerks leuchtete auf strahlenden Gesichtern. Kaboom.