Das meiste davon war zwar die perfekte Vorlage für Sträters Eröffnungsmonolog. Es sorgte aber auch dafür, dass dieser knapp zweieinhalb Stunden dauerte. Oder anders: Unter der legendären Mütze kreisen Gedanken in einem hellen Kopf, und beider Besitzer ist sensibler, als sein Ruf vermuten lässt. Der Mann ist authentisch - wenn seine Laune nicht die beste ist, dann merkt man das nicht nur, sondern er redet drüber. Das allerdings - und nun dreht sich die Geschichte - extrem unterhaltsam, so dass dieser ungewohnte und ungewöhnliche Abend zu weiten Teilen einfach großartig war.
Unglaublich witzig und beeindruckend spontan, herzlich derb und clever-eloquent, zum Brüllen komisch und überraschend nachdenklich. Niemand außer Torsten Sträter schafft es, stundenlang nur zu plaudern, sich an eigenen Überlegungen entlang zu hangeln, dabei offene Fäden wieder aufzugreifen und von einer Idee zur nächsten zu springen - und damit 900 Zuhörer zu unterhalten.
Die waren gekommen, um sich neue Texte vorlesen zu lassen. Oder zumindest die für den zweiten Teil versprochenen Klassiker auf Wunsch. Stattdessen las der Meister letztlich nur drei alte Storys und füllte den restlichen Abend quasi mit deren Anmoderation. Dass er mit dieser Erwartungshaltung brach, war so konsequent wie toll, dass er sich auch mal verzettelte, so verzeihlich wie unwichtig.
Torsten Sträter ist eine ehrliche Haut und ein grundsympathischer Kerl. Dem hört man gerne zu, der hat was zu sagen und macht das wie kein Zweiter. Keine Ahnung, ob die Stimmung bei Jutta Ditfurth ähnlich gut war. Dem Seehund hat's gefallen. Mir auch.
Gerne wieder - dann vielleicht wirklich mit dem neuen Programm. Und ganz sicher nicht im Audimax.