Also rief ich ihn an (iPhone-Akku: 53 Prozent). Leider - so ließ er mich wissen - befinde er sich derzeit im Saarland und könne daher meiner Bitte um einen erneuten Besuch nicht nachkommen. Stattdessen empfahl er mir einen Kollegen in Gladenbach. Rasch suchte ich im Netz nach dessen Nummer (Akku: 41 Prozent) und ließ es klingeln. Der gute Mann wirkte leicht verschlafen (wofür ich Verständnis hatte) und schlug vor, ihm meine Adresse zu simsen (wofür ich kein Verständnis hatte, weil der Akku mittlerweile bei 38 Prozent war). Genuschelt, getan. Die Antwort kam zwar nicht prompt, aber in gebotener Kürze: "bin in 40 min da". 40 Minuten sind für die Strecke Gladenbach - Dreihausen nicht eben sportlich; offenbar hatte ich es nicht mit jemandem zu tun, der Geschwindigkeit für ein wichtiges Element bei der Ausübung seines Berufs hält.
Ich nutzte die Zeit, um festzustellen, dass ich fünf Euro Bargeld dabei hatte und meine Bankkarte im Esszimmer lag. Der große Vorteil am Landleben: Wir sind alle füreinander da. Wenn wir nicht schlafen. Meine Nachbarn schliefen alle. Also fuhr ich einige Straßen weiter, um nachzusehen, welche meiner Verwandten noch wach waren. (Praktisch: Sie wohnen quasi alle in unmittelbarer Nähe zueinander.) Es traf meine Cousine und deren Mann, die ich gewissermaßen auf dem Weg ins Bett abpasste und mit dem Hinweis auf einen (erneuten) Notfall um etwas Bargeld bat. Sie halfen prompt und wie selbstverständlich - ich schulde ihnen nun nicht nur Geld, sondern vor allem Dankbarkeit.
Zurück am Eigenheim stellte ich fest, dass der Schlüsseldienst-Ersatz noch nicht eingetroffen war und der Akku meines Smartphones inzwischen den Geist aufgegeben hatte. Danach war mir selbst auch, als ich frierend in der Einfahrt herumlief, um dem sehnsüchtig erwarteten nächtlichen Gast den Weg zu weisen. Zehn Minuten später als vereinbart hielt er mit quietschenden Reifen und weckte die Nachbarn, indem er mit seinem beeindruckenden Bauch hupte. Zur Begrüßung fragte er mich: "Wieso geht denn die Hupe, wenn der Schlüssel nicht steckt?" Ich antwortete sinngemäß: "Äh..." Dann verwies ich ihn auf mein eigenes Schlüsselproblem und erinnerte damit an den Grund seines Besuchs. Das sauteure, nagelneue, kaputte Schloss ist offenbar wirklich gut, denn es gelang dem Meister nicht, es zu öffnen. Stattdessen hebelte er an der Aluminiumtür herum und verzierte sie mit relativ unansehnlichen Kratzern. Die Lösung unseres Problems kam von mir, dem Laien: "Wir könnten über die Kellertür einbrechen." Ich möchte an dieser Stelle nicht ins Detail gehen, aber das Ganze dauerte erschreckende dreieinhalb Minuten, und der Experte ging das Haustürschloss schließlich von innen an. Es gelang ihm tatsächlich, den Riegel wieder gangbar zu machen, und ähnlich wie sein Vorgänger teilte er sein Fachwissen mit mir: "Waffenöl. Da geht nix drüber. Kost' aber auch."
Apropos Kosten: Sein Stundenlohn plus Anfahrt war glatter Wucher, zumal er ja letztlich nicht viel getan hatte. Nun steht die Anschaffung eines weiteren Schlosses an - ich bin noch nicht ganz sicher, inwieweit sich Schlüsseldienst Nummer eins daran beteiligen wird. Immerhin ist die Tür nun fest verschlossen, und auch der Keller ist inzwischen gesichert (das nur der Vollständigkeit halber).
Auf mich warten derweil neue Abenteuer: Ich werde versuchen, Termine bei verschiedenen Fachärzten auszumachen. Als Kassenpatient. Ich muss komplett verrückt sein.
Ich nutzte die Zeit, um festzustellen, dass ich fünf Euro Bargeld dabei hatte und meine Bankkarte im Esszimmer lag. Der große Vorteil am Landleben: Wir sind alle füreinander da. Wenn wir nicht schlafen. Meine Nachbarn schliefen alle. Also fuhr ich einige Straßen weiter, um nachzusehen, welche meiner Verwandten noch wach waren. (Praktisch: Sie wohnen quasi alle in unmittelbarer Nähe zueinander.) Es traf meine Cousine und deren Mann, die ich gewissermaßen auf dem Weg ins Bett abpasste und mit dem Hinweis auf einen (erneuten) Notfall um etwas Bargeld bat. Sie halfen prompt und wie selbstverständlich - ich schulde ihnen nun nicht nur Geld, sondern vor allem Dankbarkeit.
Zurück am Eigenheim stellte ich fest, dass der Schlüsseldienst-Ersatz noch nicht eingetroffen war und der Akku meines Smartphones inzwischen den Geist aufgegeben hatte. Danach war mir selbst auch, als ich frierend in der Einfahrt herumlief, um dem sehnsüchtig erwarteten nächtlichen Gast den Weg zu weisen. Zehn Minuten später als vereinbart hielt er mit quietschenden Reifen und weckte die Nachbarn, indem er mit seinem beeindruckenden Bauch hupte. Zur Begrüßung fragte er mich: "Wieso geht denn die Hupe, wenn der Schlüssel nicht steckt?" Ich antwortete sinngemäß: "Äh..." Dann verwies ich ihn auf mein eigenes Schlüsselproblem und erinnerte damit an den Grund seines Besuchs. Das sauteure, nagelneue, kaputte Schloss ist offenbar wirklich gut, denn es gelang dem Meister nicht, es zu öffnen. Stattdessen hebelte er an der Aluminiumtür herum und verzierte sie mit relativ unansehnlichen Kratzern. Die Lösung unseres Problems kam von mir, dem Laien: "Wir könnten über die Kellertür einbrechen." Ich möchte an dieser Stelle nicht ins Detail gehen, aber das Ganze dauerte erschreckende dreieinhalb Minuten, und der Experte ging das Haustürschloss schließlich von innen an. Es gelang ihm tatsächlich, den Riegel wieder gangbar zu machen, und ähnlich wie sein Vorgänger teilte er sein Fachwissen mit mir: "Waffenöl. Da geht nix drüber. Kost' aber auch."
Apropos Kosten: Sein Stundenlohn plus Anfahrt war glatter Wucher, zumal er ja letztlich nicht viel getan hatte. Nun steht die Anschaffung eines weiteren Schlosses an - ich bin noch nicht ganz sicher, inwieweit sich Schlüsseldienst Nummer eins daran beteiligen wird. Immerhin ist die Tür nun fest verschlossen, und auch der Keller ist inzwischen gesichert (das nur der Vollständigkeit halber).
Auf mich warten derweil neue Abenteuer: Ich werde versuchen, Termine bei verschiedenen Fachärzten auszumachen. Als Kassenpatient. Ich muss komplett verrückt sein.