Es ist und bleibt ein einmaliges Phänomen in der Welt des Kinos: Das "Marvel Cinematic Universe" (MCU) startete als durchaus gewagtes Experiment und ist längst eine Geld-Druckmaschine. Daran dürfte auch der elfte Film, der in diesem ersten geschlossenen und immer komplexer werdenden Universum spielt, nichts ändern - vermutlich eher im Gegenteil. Denn die Fortsetzung von "Marvel's The Avengers" aus dem Jahr 2012 legt im Direktvergleich zum Vorgänger - dem dritterfolgreichsten Film aller Zeiten - in jeder Beziehung noch mal eine Schippe drauf. Es geht immer noch ein bisschen lauter, noch etwas bunter und erstaunlicherweise sogar noch besser.
Nachdem die zusammengewürfelte Heldentruppe eine Invasion durch Außerirdische verhindert und einige aufreibende Abenteuer als Solisten bewältigt hat, sind die Avengers eine etablierte Streitmacht gegen das Verbrechen in der Welt. Gemeinsam sind sie stark: Schon die beeindruckende Anfangssequenz zeigt, wie das Team zusammengewachsen ist, als Captain America (Chris Evans), Iron Man (Robert Downey jr.) und ihre Kollegen mit den Überresten der Terrororganisation H.Y.D.R.A. aufräumen. Dann jedoch hat Eisenmann, Milliardär und Genie Tony Stark eine verhängnisvolle Idee: Wie wäre es, wenn der Schutz der Menschen in die Hände eines Automatismus gelegt würde? Dr. Bruce Banner (Mark Ruffalo) hat Zweifel an Moral und Nutzen dieses Projekts. Und als es aus dem Ruder läuft, bekommt der gute Doktor mehr als einmal Gelegenheit, sich grün zu ärgern...
Fans der Comic-Vorlage und ihrer Verfilmungen bekommen, was sie erwarten: Ihre Superhelden kämpfen vereint gegen eine Übermacht, wobei jeder seinen grandiosen Auftritt hat. Das Finale ist eine epische Schlacht, in der die zwischenzeitlich zerstrittenen und von persönlichen Problemen gebeutelten Rächer beweisen müssen, wozu sie in der Lage sind, wenn sie zusammenhalten. Klingt bekannt? Nun ja, wenn man ehrlich ist, ist die Geschichte nicht gerade Lichtjahre von der des hochgelobten ersten Avengers-Abenteuers entfernt. Und doch funktioniert der Film, findet Regisseur Joss Whedon einmal mehr die richtige Balance zwischen krachiger Action, einer Portion Pathos und dem nötigen Humor. Dazu gibt es ungezählte Anspielungen auf die Vorgeschichte.
Zudem bringen neue Charaktere frischen Wind ins Geschehen, und der große Mythos im Hintergrund wird selbstverständlich auch noch etwas weitergedreht. Der Gegner der zänkischen Truppe ist diesmal die künstliche Intelligenz Ultron (im Original gesprochen von James Spader), ein so aggressiver wie unberechenbarer Despot mit vermeintlich ehrenwerten Zielen, der in Gestalt eines Roboters auftritt. Fast wie im Leben: Wer das Internet beherrscht, hat praktisch schon gewonnen - und Ultron ist buchstäblich überall. Da müssen die guten Jungs und Mädels auf der Gegenseite alles in die Waagschale werfen, was sie haben. Der Konflikt gipfelt ein einem Effektefeuerwerk, dass seinesgleichen sucht und selbst altgedienten Anhängern von Hollywood-Action den Kiefer nach unten klappen lässt.
Der Vollständigkeit halber (und um nicht nur die Nerds anzusprechen) sei erwähnt, dass die Schauspieler alle wissen, was sie tun. Längst ist das MCU bevölkert von preisgekrönten Mimen aller Klassen, denen klar ist, dass großes Kino manchmal genau das sein muss: verdammt groß.
Besser geht Unterhaltung eigentlich nicht. Dafür gibt’s völlig verdiente zehn von zehn abgerissenen Robot-Köpfen.
Mehr zum MCU gibt es hier und hier.