Freitag, 20. September 2024

Am Graben

"Verdammt", fluchte er. "Das Ding sitzt bombenfest, da ist nichts zu machen." Zornig warf er das Stemmeisen auf den Boden, ging einen Schritt zurück und betrachtete ärgerlich die Zugbrücke.

"Du hast das doch selbst installiert", sagte die Stimme. "Warum beschwerst du dich jetzt?"

"Das weiß ich auch", antwortete er. "Eine Weile war das alles ja gut und richtig. Aber so langsam..."

"So langsam was?", fragte die Stimme. "So langsam fühlst du dich einsam?"

"Du bist mir keine große Hilfe", knurrte er. Großflächig sprühte er die Zugbrücke mit WD-40 ein und zog mit aller Kraft daran. Aber sie bewegte sich keinen Zentimeter.

"Vielleicht solltest du aufgeben", sagte die Stimme. "Oder fällt dir etwas Besseres ein?"

"Langsam fängst du an, mich zu nerven", flüsterte er. Dann ging er einige Meter nach hinten und blickte entschlossen auf den Burggraben. Er dachte an die Krokodile und Haie, die darin schwammen. Er selbst hatte den Graben ausgehoben und sie hineingelassen.

"Was hast du denn nun vor?", fragte die Stimme. "Das kann nicht funktionieren."

"Ich bin nun mal ganz schlecht im Aufgeben", sagte er. "Und wer bist du überhaupt?"

"Ich bin die Stimme", sagte die Stimme. "Die Stimme in deinem Kopf. Mehr ist dir nun mal nicht geblieben."

Er nahm Anlauf und lief auf den Graben zu. So schnell er konnte. Als er mitten im Sprung war, wusste er, dass er die Stimme nie wieder hören würde. Dass er endgültig allein war. Und es bis zur anderen Seite schaffen musste.