Sonntag, 10. Januar 2021

In der Nacht

Eigentlich mochte er die Bathöhle. Er hatte sie selbst eingerichtet: das Saurierskelett, die Technik, die heimelig-düstere Atmosphäre. Hierhin konnte er sich zurückziehen und neue Kraft tanken. Aber ab und zu, wenn ihm die Decke auf den Kopf fiel oder jemand ein Kapitalverbrechen begangen hatte, setzte er sich ins Batmobil und brauste durch die Nacht nach Gotham City. Verzwickte Fälle lösen, Bösewichte verprügeln - dort gab es eigentlich immer etwas zu tun.

In der letzten Zeit allerdings, nun schon seit beinahe einem Jahr, saß er fast nur noch zu Hause und dachte nach. Oder er stand auf einem von Gothams Wolkenkratzern und dachte nach. Selbst tagsüber, wenn er den lebensfrohen Milliardär spielte, dachte er immer öfter nach. Zwar galt er ohnehin als das grüblerische Mitglied der Justice League, aber selten waren seine Gedanken so dunkel gewesen wie seit jenem Tag, als sein schlimmster Feind aufgetaucht war. Sicher, der Joker war ein psychopathischer Massenmörder. Aber der neue Gegner nutzte die Schwäche der Menschen aus, und das machte ihn unbesiegbar. Fast täglich sorgte er für neue Schreckensnachrichten. Und er war zäh, dafür sorgten die verachtenswerten Gestalten da unten, die nicht an ihn glaubten und ihm dadurch seine Macht verliehen.

"Scheiß-Virus", knurrte Batman, blickte in der Dunkelheit auf die Demonstranten und dachte schon wieder nach. Über die Menschen, die starben. Und an die Menschen, die er viel zu lange nicht gesehen hatte. Das Batsignal erleuchtete den nächtlichen Himmel, als er schweigend nach Hause fuhr.