Dienstag, 24. September 2019

Auf der Straße

Nein, sie gingen nicht zurück. Sie gingen auf die Straße. Sie waren aufgestanden, um etwas zu ändern. Das hatten sie sich vorgenommen, das würden sie auch tun. Anfangs waren es nur wenige, aber dann wurden es immer mehr. Ihre Zahl wuchs, bis man sie nicht mehr übersehen konnte. Und nicht mehr überhören. An ihrer Spitze lief ein Mensch, der zu einem Symbol geworden war. Der aussprach, was sie alle bewegte und weswegen sie nebeneinander liefen. Er sprach von Ungerechtigkeit und davon, dass es so nicht weitergehen könne. Vor allem sprach von der Zukunft, die hier und heute in den Händen der Menschen lag. Er sprach von seinem Traum.

Ihre Gegner versuchten, sie lächerlich zu machen. Ihresgleichen sollte sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Es sei nicht ihre Aufgabe, sich solche Gedanken zu machen. Sie seien nicht gebildet genug, um überhaupt mitreden zu können. Und die Zukunft sei nicht ihre. Häme, aber auch Hass und Aggressionen schlugen ihnen entgegen, als sie durch die Straßen gingen. Männer, Frauen, Kinder - Seite an Seite, eine unbeirrbare Masse. Nicht aufzuhalten von den Lügen und der Gewalt ihrer Feinde.

Heute wissen wir, dass sie Recht hatten. Heute sind viele ihrer Ziele keine unerfüllten Träume mehr, sondern längst erreicht. Ihre Gegner haben sich geirrt, denn die Menschen, die damals auf die Straße gingen, haben die Welt verändert. Der Preis: Der Mensch an der Spitze dieser Bewegung wurde ermordet. Doch seine Worte sind Legende, seinen Namen kennt heute jeder: Martin Luther King.

Gut, dass es damals noch kein Facebook gab.