Der Rest ist Veränderung, Unsicherheit, Risiko. Und das ist nicht nur völlig in Ordnung, das ist sogar nötig. Stillstand wäre das Ende. Und wer will schon am Ende sein?
"Wenn man wirklich Fan eines Musikers ist, macht man alle Veränderungen mit und findet alles gut", behauptete einst einer, der es nicht wissen muss. Deshalb wusste er auch nicht, dass das Blödsinn ist. Anhänger von Peter Green blieben mit Sicherheit nicht an Bord, als Fleetwood Mac Kurs auf seichtere Gewässer nahmen und der Kapitän das Schiff bei voller Fahrt verließ. Wessen Herz zwischen toupiertem Vokuhila und gestreifter Spandexhose zu finden ist, hatte bestimmt mit Rhythmusstörungen zu kämpfen, als Pantera vom Poser- zum Powermetal umschwenkten. Soll heißen: Veränderungen sind gut und richtig und sinnvoll. Immerhin reden wir hier (auch) über Kunst.

"Think For Yourself" heißt das zweitbeste Lied auf dem Debüt von The Notwist - die übrigens ein weiteren Beispiel für radikale Erneuerung sind, die man nicht zwingend feiern muss. Und das ist vielleicht die dritte ultimative Wahrheit, die auch so genannt werden kann: Der eigene Verstand, die eigenen, gerne auch verqueren Gedanken, das eigene Leben - nur darauf kommt es an.
Wer damit etwas Positives anstellt, hat das verstanden, was mancher vielleicht pathetisch den Sinn des Lebens nennen mag. Und nutzt die Zeit zwischen erstem und letztem Atemzug. Als Dünger ist es dafür zu spät.