Sonntag, 13. Mai 2012

Herzensangelegenheiten

Ich habe lange überlegt, ob es sich lohnt, etwas zur aktuellen Diskussion über das Urheberrecht zu schreiben. Aber dann dachte ich mir, möglicherweise sei bereits alles dazu geschrieben und gesagt worden.

Immerhin haben sich namhafte Experten zu Wort gemeldet: Popstar Sven Regener, dessen Hits uns tausendfach runtergeladen aus den Kinderzimmern der Republik entgegenplärren. Jan Delay, der nicht möchte, dass jemand anderes als großzügige Werbepartner oder Udo Lindenberg seine Lieder singt. Und sicher hatte und hat auch Heinz Rudolf Kunze ein oder zwei Meinungen dazu, und ich hab' sie nur mal wieder nicht gelesen, weil sie keiner gedruckt oder gebloggt hat oder weil gerade ein anderer Zahnarztpatient im Wartezimmer in der entsprechenden Ausgabe des "Stern" blätterte. Also schreibe ich lieber nichts zum Urheberrecht.

Wäre ja auch durchaus gefährlich. Am Ende stellt noch jemand meine politische Unabhängigkeit in Frage und behauptet, ich sei auf der Seite der "Piraten". Oder schlimmer noch: ich sei gegen die "Piraten". Nicht auszudenken. Ich könnte mich nirgendwo mehr sehen lassen. Daher äußere ich mich lieber nicht zum Urheberrecht.

Ist besser so. Sonst könnte es passieren, dass vielleicht irgendwer diesen Text illegal kopiert, ins Internet stellt oder als sein geistiges Eigentum ausgibt. Das wäre ärgerlich, denn das Netz vergisst bekanntlich nichts. Da wird aus einer aktuellen Diskussion in wenigen Mausklicks eine veraltete und aus den "Piraten" eine politische Randnotiz. Und dann behaupten wieder alle, ich schröb nur über früher. ("Schröb" ist lustig - Kolumnisten, Kabarettisten und ähnliches Gesindel kaschieren auf diese Weise mangelnde Grammatikkenntnisse.) Jedenfalls bleibt es dabei: An dieser Stelle verliere ich kein Wort über das Urheberrecht.

Wäre ja auch viel zu kompliziert. Ich müsste eventuell recherchieren, den Unterschied zwischen "Recht" und "Gesetz" herausfinden und erklären, peinlich darauf achten, keinen der in den vergangenen Wochen ermüdend diskutierten Blog-Einträge und Talkshow-Monologe zum Thema zu vergessen. Das wollte nun wirklich niemand lesen.

Das Allerlächerlichste, was ich tun könnte, sollte ich etwas über das Urheberrecht schreiben, wäre, auf meine eigenen Erfahrungen zu verweisen. Völlig uninteressant. Daher hier und jetzt keine vergeudete Zeile darüber, dass mir eine große Gesundheitseinrichtung mal ein Foto geklaut hat oder dass es kurz nach Krieg, Mauerfall und Bankenkrise in Metaller-Kreisen (die Musik, nicht die Gewerkschaft) durchaus üblich war, Tapes zu tauschen.

Kurz: Dies hier ist keine Kolumne zum Thema Urheberrecht. Sondern eine zum Thema Lieblingsbands. Meine beispielsweise hat gerade ein neues Lied veröffentlicht, das leider nur auf einem Soundtrack zu hören ist. Mal sehen, ob ich das ganze Album kaufe. Das überlege ich mir noch.

Das Urheberrecht

Nilz Bokelberg zum Thema