Donnerstag, 7. Februar 2013

Herzensangelegenheiten

Irgendwann ist er nicht mehr aufgetaucht. Ganz der Papa - nur ohne Hilfsmittel.

Sein bester Song ist eine Coverversion, die er zu etwas eigenem gemacht hat. Fast wie Hendrix - nur ganz anders.

Denn wenn Jeff Buckley gesungen hat, war er die Stimme der Stummen. Ein einziges Studioalbum hat er uns hinterlassen, als er im Wolf River versank. 30 war er da, was eine Aufnahme in den "Club 27" verhindert. Auch ging er nicht mit einem Knall wie Kurt, sondern vermutlich mit einem Gluckern. Vielleicht sind das die Gründe, warum Tim Buckleys ungeliebter Sohn keine Legende wurde, glücklicherweise auch nicht zum Posterboy der Emo-Generation, sondern 16 Jahre nach seinem Tod eher ein Geheimtipp bleibt.

Geht es um sein Vermächtnis "Grace", überschlagen sich Kritiker und Kollegen. Eine so schroffe wie melancholische Liedersammlung ist das, eher ein schwarzes Stück Kohle als ein Rohdiamant. Mit seltsam klerikalen Gesangslinien, oft fragmentarischen Arrangements und Melodien für die Ewigkeit. In den besten Momenten kratzt der Trotz an der Verzweiflung, lassen Gesang und Gitarre beides zersplittern, und übrig bleibt Tristesse. "She was heartache from the moment that you met her", heißt es in "Forget Her", seinem letzten eigenen Lied, das posthum veröffentlicht wurde. Kaum zu glauben, dass er ausgerechnet "Whole Lotta Love" gesungen haben soll, ehe ihn die Bugwelle in die Tiefe riss.

Und dann "Hallelujah", von Leonard Cohen ein Jahrzehnt vor Buckleys Ableben geschrieben. Manchmal findet ein Song seinen Sänger. Es geht um den Glauben, um Liebe und Sex, um große Gefühle, sicher um das Leben und den Tod. "I used to live alone before I knew you." Das flackernde Licht in der Dunkelheit kennen auch Atheisten. Diese knapp sieben Minuten haben es nicht verdient, in jeder dritten Sitcom gespielt zu werden. Sowas hört man zu Hause, zu zweit oder besser noch allein.

Keine Ahnung, wo David Bowie in den vergangenen zehn Jahren gesteckt hat. Sollte er auf einer einsamen Insel gelebt haben, hatte er auf jeden Fall "Grace" dabei. Zumindest hat er das einst angekündigt. Keine Ahnung, wo Jeff Buckley heute ist oder ob er das gehört hat.

Keine Ahnung. Aber er sang und singt von Einsamkeit, von kaputten Träumen und von dem, was niemals sein wird.