Sie erscheinen mit quälender Regelmäßigkeit: Listen der besten oder schlechtesten Filme, Alben, Bücher, wasauchimmer aller Zeiten. Ich lese sowas ganz gern, störe mich aber an dem, woran sich jeder stören sollte - an der Formulierung "aller Zeiten". Diese sagt nämlich aus, dass auch in Zukunft nichts und niemand an der Zusammensetzung dieser Auflistungen rütteln darf. Und wird schon allein dadurch widerlegt, dass jeder Autor eine eigene Liste veröffentlicht und jede Publikation wie erwähnt immer und immer wieder auf die prickelnde Idee kommt, ihren Lesern ähnliches aufzudrängen.
Das ganze Konzept ist derart fragwürdig, dass ich einfach mitmachen muss. Natürlich ganz anders und viel besser, vor allem rein subjektiv. Und meine Liste der beschissensten Filme aller Zeiten ersetzt nicht nur das brave Adjektiv "schlecht" durch seinen ehrlicheren Bruder "beschissen", sondern meint auch das "aller Zeiten" schlimmstenfalls ironisch. Meine Liste umfasst zudem nicht 200, 100 oder 50 Filme, nicht mal zehn. Fünfeinhalb sind's, die mir nicht mit auf die einsame Insel kommen. (Oder mich gegebenenfalls dazu bringen, in Rekordzeit zum Festland zu schwimmen.)
Alles klar soweit? Dann anschnallen und Popcorn wegpacken - es geht los:
5. "Jagd auf Roter Oktober" (1990): Dreimal habe ich das Kino verlassen, ehe der Film fertig war. Einmal musste ich meine Mitfahrgelegenheit kriegen (was mir nicht gelungen ist), also durfte Nick Nolte sich ohne mich gegen Robert DeNiro wehren. Einmal bin ich lieber zurück zu einem Straßenfest gegangen, und David Lynch hatte nicht genug zu bieten, um mich im Kinosaal zu halten. Und einmal dachte ich: "Es gibt so viele interessantere Dinge, die ich nun tun könnte. Farbe beim Trocknen zusehen. Lexika aus Buchstabennudeln legen. Oder schlafen." Der Film, den ich seinerzeit nicht bis zum Ende ansehen konnte, weil sonst mein Kopf vor lauter Langeweile geplatzt wäre, war "Jagd auf Roter Oktober". Nichts, aber auch wirklich überhaupt nichts an diesem angeblichen Polit-Thriller ist auch nur annähernd interessant. Die Geschichte ist in zwei Sätzen erzählt. Der durchaus respektable Cast läuft auf Autopilot. Und minutenlang passiert genau gar nichts. Kaum zu fassen, dass Regisseur John McTiernan uns "Der 13te Krieger", "Predator" und die ersten beiden Teile von "Stirb langsam" geschenkt hat. Und das ist eine geniale Überleitung zu
4. "Stirb langsam - Ein guter Tag zum Sterben" (2013): Diesen Film wollte ich mögen. Ich habe all die Unkenrufe aus Bloghausen und meinem Freundeskreis ignoriert. Denn John McLane ist einer der großen Helden meiner Jugend. Die Paraderolle für Bruce Willis. Der problembeladene, aber gute Kerl, der in ausweglose Situationen gerät, doch sich mit Knarre, Köpfchen und Kalauern wieder herauskämpft, um am Ende als zäher Held den Tag zu retten. Ich bin so sehr Fan, dass ich sogar den viel gescholtenen vierten Teil mag. Außerdem war der Tag des Kinobesuchs ein wirklich netter: Ich war mit einer ganzen Horde von Freunden unterwegs, die Stimmung war gut. Doch leider hat mich dieser Film noch lange Zeit später beschäftigt. Was ärgerlich ist, allerdings weniger unnötig, als ich mir seither einrede. Denn eigentlich gibt es Diskussionsbedarf. Nehmen wir einfach mal hin, dass die aufgesetzte Vater-Sohn-Geschichte eher behauptet als gezeigt wird. Akzeptieren wir ruhig, dass sich echte amerikanische Action-Veteranen nicht von tödlicher Strahlung beeindrucken lassen, sondern lässig zum Deospray greifen, um sie auszulöschen. Und lassen wir meinetwegen die eher kostengünstigen CGI-Effekte außer Acht, die aussehen wie in den späten 90ern und zu keinem Zeitpunkt realistisch wirken. Aber verdammt: Wie erwähnt ist der Witz an John McLane, dass er eher unfreiwillig in brenzlige Situationen gerät. Er fährt nicht als Ein-Mann-Armee nach Russland, um seinen (zuvor quasi nie gezeigten) Sohn zu befreien, der praktischerweise Spezialagent ist. Da hilft es auch nicht, dass der olle Bruce immer wieder betont, er mache doch nur Urlaub: Dieser Billigstreifen hat nicht das Geringste mit "Stirb langsam" zu tun - abgesehen vom Titel, der des lieben Geldes wegen gewählt wurde.
3. "Savages" (2012): Ihr habt ein Faible für Oliver Stone, weil euch "Platoon" oder "Wall Street" gefallen haben? Ihr hofft, die durchaus brutale Geschichte um Sex, Drogen und Gewalt sei ähnlich virtuos inszeniert wie "Natural Born Killers"? Vergesst es. Der einstige Altmeister versucht sich verzweifelt an der hektischen Optik von Tony Scott, hat seine Darsteller (die sich meist selbst spielen) zu keinem Zeitpunkt im Griff und entgeistert am Schluss noch mit einem der billigsten Twists der Filmgeschichte. Jedes weitere Wort wäre zuviel. Das gilt im Grunde auch für
2. "Batman & Robin" (1997): Andererseits weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll... Nachdem es dem damals noch kreativen Tim Burton Ende der 80er gelungen war, den flatternden Comichelden düster und cool auf die Leinwand zu zaubern, hat Joel Schumacher derart viel falsch gemacht, dass er das Franchise für mehr als ein Jahrzehnt komplett verbrannt hat. In einer bonbonfarbenen Pappkulisse turnt ein desinteressierter George Clooney im dunkelblauen Hasenkostüm herum und klopft launige Sprüche. Dann und wann geraten er und sein extrem nerviger Sidekick Chris "Robin" O'Donnell in eigenartige Ballettsequenzen und mit dem unfassbare Oneliner stammelnden Arnold "Fehlbesetzung" Schwarzenegger aneinander. Das Ganze ist derart grotesk, dass es wie eine Parodie wirkt. Das Problem: Es soll keine sein. Die meinen das ernst. Mögen sie in der Hölle schmoren. Wo sie mit Sicherheit auf ewig folgenden Film gucken müssen:
1. "Highlander II - Die Rückkehr" (1990): Sorry, Leute, aber ich habe geschworen, die Existenz dieses Machwerks einfach zu ignorieren. Daher nur zwei kurze Anmerkungen: Wer meinen absoluten Lieblingsfilm mit einer derart dreist verkackten Fortsetzung besudelt, ist mein Feind. Und: Es kann nur einen geben.
Kommen wir zum Bonus, dem Film, der nicht beschissen genug ist, um vollständig in den Top Five zu landen, aber immerhin zur Hälfte so grottig, dass er zumindest erwähnt werden muss: "The Dark Knight" (2008). Das Gute an diesem Streifen ist, dass es sich um eine ernstzunehmende Batman-Verfilmung handelt und Heath Ledger sich mit seiner Darstellung des Jokers unsterblich gemacht hat. Das Schlechte: Christopher Nolan, definitiv einer der meistüberschätzten Regisseure der Gegenwart, hat ihn inszeniert. Und der Mann kann einfach nichts. Die Action ist lahm, die Dialoge fade, die Stimmung trist statt düster, alles ist viel zu langatmig, von Spannung keine Spur, dazu die gigantischen Logiklöcher, für die der Mann längst bekannt ist. Taugt allenfalls als Bindeglied zwischen dem überraschend guten Vorgänger und dem versöhnlich sauberen Abschluss der Trilogie. Für einen Nolan-Hasser wie mich ist das fast ein Lob. Aber eben nur fast.