Ich liebe Kino. Genauer: Ich liebe Hollywood-Kino. Die große Leinwand ist gemacht für spannende Geschichten, packende Bilder, epische Musik - sie ist gemacht für Filme wie "Star Trek Into Darkness".
Als J.J. Abrams vor vier Jahren antrat, dem recht würdelos verendeten Star Trek-Franchise neues Leben einzuhauchen, spitzten viele Fans skeptisch die angeklebten Ohren. Mindestens ebenso viele waren allerdings beruhigt bis begeistert, nachdem sie das modernisierte, aber eigentlich erste Abenteuer des Raumschiffs Enterprise gesehen hatten. Abrams war das Kunststück gelungen, Neustart und Nacherzählung zugleich abzuliefern, dazu behandelte er die Tradition mit Respekt, hatte altgediente Anhänger ebenso im Blick wie den interessierten Nachwuchs. Sein "Star Trek" war einer der besten Filme der Reihe, in die er streng genommen gar nicht gehört.
Nun endlich setzt er die Story um Captain James T. Kirk (Chris Pine) und seine Crew, allen voran den logikgetriebenen Halb-Vulkanier Spock (Zachary Quinto), fort. Und um es vorwegzunehmen: Wieder hat er alles richtig gemacht.
Einmal mehr müssen sich der rauflustige Weltraum-Cowboy und seine Mannschaft mit der Bürokratie der Sternenflotte und einem scheinbar übermächtigen Gegner herumschlagen. Dieser heiße John Harrison (großartig: Benedict Cumberbatch) und sei ein ehemaliger Agent, erfährt die Besatzung der Enterprise - noch dazu intellektuell und körperlich seinen Kontrahenten überlegen. Um ihn auszuschalten - und Rache für den Tod eines alten Freundes zu nehmen -, ist Kirk zunächst jedes Mittel recht. Was ihn nicht nur in erneute Konflikte mit seinem ersten Offizier bringt, sondern vor allem moralische Fragen aufwirft.
Denn bei aller Action: Den optimistischen, mitunter allerdings etwas moralinsauren Grundtenor von Gene Roddenberrys Sternensaga behält der zwölfte Kinostreifen stets bei. Jedoch nimmt sich Abrams die Freiheit, ihn zu hinterfragen. Und so geht es zwischen dramatischer Spannung und perfekt inszeniertem Spezialeffekte-Gewitter immer auch um große Themen wie Pflicht und Freundschaft, Verantwortung und Tod.
Allein im Prolog passiert so viel, dass es für einen ganzen Film gereicht hätte. Und das ist nur der Auftakt zu einer Odyssee im All, auf fremden und bekannten Planeten, die ihresgleichen sucht und in diesem Jahr vermutlich von keinem anderen Blockbuster überboten werden kann. Die erstklassig zusammengestellten Schauspieler - unter ihnen "Scotty" Simon Pegg als Comedy-Element und "Pille" Karl Urban als Stimme der Vernunft - sind bei ihrem zweiten Einsatz für die Sternenflotte perfekt eingespielt. Jeder bekommt seine große Szene, die den Charakter mit seinen Eigenschaften auf den Punkt bringt. Vor allem Quinto darf zeigen, dass man das vermeintlich so kontrollierte Spitzohr niemals unterschätzen sollte. Sein Spock ist eben zur Hälfte ein durchaus überlegener Außerirdischer. Er folgt den strengen, für Menschen oft nicht nachvollziehbaren Regeln seines Volkes und ist doch innerlich zerrissen, wenn seine humanoide Seite mühsam unterdrückte Emotionen hervorbrechen lässt.
Die Darsteller sind sehr gut - doch "Sherlock" Cumberbatch spielt sie fast an die Wand. Bedrohlicher war ein Filmbösewicht selten, der Brite gibt den Düstermann als souveränen Satan, der die Fäden bis zum Schluss in der Hand behält.
Dazu wimmelt es vor mal mehr, mal weniger subtilen Referenzen an alte Star-Trek-Serienfolgen und -Kinofilme. Bleibt zu hoffen, dass Abrams uns nicht wieder vier Jahre auf eine Fortsetzung warten lässt. (Übrigens: Der Mann kann auch Star Wars - daran besteht nun kein Zweifel mehr.)
Kurz: Wäre ich nicht seit 30 Jahren Trekkie - ich wäre es jetzt.
Macht völlig verdiente zehn von zehn grimmig guckenden Kohlkopf-Aliens!