Seit Sven Regener in meinem Heizungskeller wohnt, ist nichts mehr, wie es war. Klar: Er schreibt gut, liest gut, textet gut, komponiert gut und singt ganz ordentlich. Aber macht ihn das zum idealen Mieter? Kaum.
Denn leider nervt Sven Regener höllisch. Er zahlt natürlich Miete. Sogar relativ pünktlich. Das Trompeten stört ab und zu die Nachbarn, aber dafür bringt er den Müll raus. Das Problem ist eher, dass er mir einen Blog-Eintrag übelnimmt, in dem er erwähnt wurde. Und das lässt er mich bei jeder Gelegenheit spüren. Zum Beispiel übt er Trompetespielen zu den unmöglichsten Zeiten. Mittags nämlich, obwohl doch jeder weiß, dass man bis 14 Uhr allenfalls das Geschirr spülen darf, aber leise, wir leben schließlich auf dem Lande, da hören die Nachbarn sehr genau hin.
Ich verstehe sowieso nicht ganz, was Sven Regener in die hessische Provinz und damit in die Wohnungsnot getrieben hat. Zumal wir uns wirklich nicht sehr gut verstehen. "Engelhardt", sagt er oft zu mir, "du bist ein Arschloch, und ich hasse dein Blog. Aber in deinem Keller ist es schön warm." Dann lachen wir beide immer etwas gequält.
"Gibt es also bald einen Herr-Engelhardt-Roman?", wollte eine Kollegin neulich wissen. Lustig, dass sie fragte - das hatte ich ihn erst am Morgen nämlich selbst gefragt. Wir hatten gerade wieder einen hässlichen Streit (es ging ums Schuheabputzen an der Haustür), und er so: "Du bist voll fies! Ich werde... ich werde..." Ich dann: "Na, was denn? Einen Roman über mich schreiben, wie?!" Er meinte jedoch, dazu sei ich zu langweilig. Der muss gerade reden. Dabei spricht er eigentlich lieber krumm. Überraschend, für einen Mann und Musiker seines Bildungsniveaus.
"Ach, für Geld macht der alles", urteilte die Kollegin. "Sag ihm, ich würde den Roman dann auch pekuniär erwerben." Hab' ich gemacht. Dann musste er "pekuniär" nachschlagen und bekam schon wieder schlechte Laune. Das Problem sei, so gab er an (und er gibt gerne an): Ich trinke keinen Alkohol. Und beim Bund war ich auch nicht. Stimmt beides. Und damit kann Sven Regener nicht so recht umgehen. Ob mich denn wenigstens alle mit dem Nachnamen ansprechen, wollte er wissen. "Nicht alle", berichtete ich wahrheitsgemäß. "Eigentlich nur du." Dann führte ich ihm vor, dass ich gar nicht langweilig bin, und lud todesverachtend und höchst illegal das Album "Element Of Crime spielen die größten Unterhaltungsschlager der Nachkriegszeit und die erfolgreichsten House-Tracks der späten 80er" auf die randvolle Festplatte meines Billig-PCs. Ha! Er griff gleich wieder zur Trompete. Früher war nicht alles schlecht. Und leiser.