Hätte ich nicht gedacht: Ein Film, den ich so gar nicht auf der Liste hatte, entpuppt sich als einer der besten dieses Jahres - und vielleicht sogar als der cleverste. Das liegt in erster Linie am komplexen, doch immer durchdachten Drehbuch, aber natürlich auch an der relativ straffen Inszenierung und den teils beeindruckenden Darstellern.
Joseph Gordon-Levitt (mit Maske) und Bruce Willis (mit Falten) spielen den Killer Joe. Im Jahr 2044 arbeitet er als so genannter "Looper", dessen Aufgabe es ist, aus der Zukunft geschickte Opfer zu erschießen, damit diese 30 Jahre später quasi verschwinden. Seine Befehle bekommt der drogenabhängige Einzelgänger von Gangsterboss Abe (Jeff Daniels), der aus besagter Zukunft gekommen ist, um die Looper zu kontrollieren. Wird der Loop geschlossen, also die Karriere eines Auftragsmörders beendet, ist das Opfer er selbst - sprich: sein drei Jahrzehnte älteres Ich. Ab diesem Zeitpunkt wissen die Looper, dass ihnen noch genau 30 Jahre bleiben, ehe sie in die Vergangenheit geschickt und von sich selbst umgebracht werden. Joes Problem: Seine ältere Version lässt sich nicht einfach abknallen, sondern hat eine Mission.
Verwirrt? Keine Sorge, wer sich zwei Stunden auf diese verschachtelte Zeitreise-Geschichte einlässt und nicht nur Augen und Ohren, sondern auch ein wenig Hirnschmalz bemüht, hat keine Probleme, der Handlung zu folgen. Und wird zudem belohnt mit einer packenden Mischung aus Film noir, Dystopie und Schauspieler-Kino. Wichtigster Rat: Vermeidet Spoiler! Auch hier steht kein weiteres Wort zur Story, die mit überraschenden Wendungen nicht geizt.
Rian Johnson, der bislang unter anderem eine Folge von "Breaking Bad" inszeniert hat und bei "Looper" für Regie und Drehbuch verantwortlich zeichnet, gelingt es scheinbar mühelos, die einzelnen Handlungsstränge miteinander zu verknüpfen und auf einen furiosen Showdown hinzuarbeiten. Gordon-Levitt schafft es, wegen (oder trotz?) aufwändiger Maskierung, Willis' charakteristische Mimik zu kopieren. Der alte Haudegen selbst nimmt sich auffallend zurück und überlässt den jüngeren Stars die Leinwand. Neben dem Hauptdarsteller ist das Emily Blunt, die sich mit Mut zu Schmutz und Schweiß erfolgreich gegen ihr Püppchen-Image stemmt.
"Looper" ist kein Actionfilm, er ist streng genommen auch keine richtige Science fiction. Aber er ist ein Klasse-Thriller, der seine Zuschauer in die Kinositze drückt und sogar notorische Popcorn-Fresser davon abhält, raschelnd in die Tüte zu greifen - oder zu atmen. Vor allem aber bleibt er hoffentlich kein Geheimtipp.
Dafür gibt's glänzende neun von zehn illegal verdienten Silberbarren.