Es gehört ja längst zum guten Ton, es tönen zu lassen. Wer sich
in einem so genannten sozialen Netzwerk öffentlich macht, feiert dort
auch gern seinen Musikgeschmack. Das kann Spaß machen, Diskussionen
provozieren, und sehr oft ist es völlig egal.
Wenn dieser
Tage jedoch in Japan die Sonne untergeht, Hamsterkäufer in die
Supermärkte und vermeintliche Experten in die Fernsehstudios eilen, ist
der Kopf zwar voller Gedanken, aber um Musik drehen diese sich selten.
Wen soll man auch singen lassen? Welche Lieder sind der Soundtrack zur
Katastrophe?
Nachdem vor zehn Jahren in New York die Türme
fielen, musste ich an der Kaufhauskasse einen fast unfassbaren Dialog
mitanhören. Eine Kundin fragte in der Plattenabteilung nach dem Lied,
das sie am Vortag in einer Reportage darüber gehört hatte, was
seinerzeit noch nicht 9/11 hieß. Die freundliche Verkäuferin gab sich
große Mühe, die gute Frau zufriedenzustellen. Also steckte sie ihr nicht
nur die Maxi-CD der Lighthouse Family in die Tüte (Maxi-CD! Lighthouse
Family! "Unglaublich", würde Olli Geißen rufen). Nein, sie packte noch
was von Enya drauf - dazu ein unverbindliches Lächeln und die Worte:
"Das ist ja mein Favorit." Kommen Sie näher, meine Damen und Herren, wir
präsentieren Ihnen die zehn beliebtesten Hits zum Untergang!
Zurück
in die Gegenwart: Ich habe also in den vergangenen Tagen sehr, sehr
kurz darüber nachgedacht, "The Final Countdown" zu posten, quasi als Spex-geprüfte Tongue-in-cheek-Retro-Hommage. Dann fiel mir "Godzilla"
von Blue Öyster Cult ein, was mich zum grimmig grinsenden Zyniker
gemacht hätte, also ebenfalls eine ganz wunderbare Idee. Entschieden
habe ich mich schließlich für die Fehlfarben: "Apokalypse (Ernstfall)",
natürlich.
Toll, dass es zu jedem Anlass einen Song gibt.
Wo gesungen wird, da lass dich ruhig nieder. Ein Lied geht um die Welt.
Um die schöne, neue. Klappe zu.