Ich greife zum Stift und beginne zu schreiben. Ich mühe mich
ab, bekämpfe dunkle Mächte im klaren Mondlicht. Keine Sorge, mir geht's
gut. Aber so beschreiben Faithless das Phänomen der Schlaflosigkeit, das unter all den Themen, mit denen sich ein Liedtext so beschäftigen kann, eher ein Schattendasein fristet.
"Ich
bin so verrückt, ich kann heute Nacht nicht schlafen", lassen uns die La's (nur echt mit Apostroph) wissen. Und die Kinks berichten davon,
jede Nacht Schafe zählen zu müssen. "Es ist schwer, zu sagen, dass ich
lieber wach sein würde, wenn ich gerade schlafe", heißt es hingegen im
bislang einzigen Hit von Owl City. Und eine besonders schöne Zeile ist
Neil Finn von Crowded House eingefallen: "Du kannst den Schlaf
bekämpfen, aber nicht den Traum."
Liebe und Hass, Leben
und Tod, Bühne und Straße - davon handeln die klassischen Geschichten
eines Popsongs. Wer jedoch mal 56 Stunden am Stück - komplett
rauschmittelfrei - wach war, der weiß um die Bedeutung von Schlaf. Viel
existenzieller geht's nicht, abseits der genannten Schlagwörter, im
Schatten.
Es gibt Menschen, die sich im Dunkeln fürchten.
Die Furcht vor dem Unbekannten hält sie wach, während sie mit
angstweiten Augen in die Schwärze starren. "Es ist nur das Biest unter
deinem Bett", beruhigt James Hetfield, "in deinem Kleiderschrank, in
deinem Kopf." Die Angst ist unbegründet. Die Nacht ist wie der Tag, nur
dunkler. Was wir wirklich fürchten sollten, spielt sich in uns selbst
ab.
Bühne und Straße, Leben und Tod, Liebe und Hass -
Gedanken halten uns wach. Unbarmherzig tickt die Uhr, während wir
grübeln und immer wieder daran erinnert werden, dass wir doch eigentlich
schlafen sollten. Sogar müssen. Kein mir bekanntes Lied präsentiert uns
eine Lösung für dieses Problem. Die muss man sich im Zweifel selbst
suchen. Wieso sollte sie auch in der Plattensammlung zu finden sein?
Meine lautete: Akzeptanz. Die Probleme sind morgen früh auch noch da,
und sie werden nicht weniger, wenn man sich gegen vermeintlich dunkle
Mächte wehrt.
Du kannst den Schlaf bekämpfen, aber nicht den Alptraum.