Verdammt kalt da draußen. Also den Kragen hochgeschlagen, den
Kopf eingezogen, und weiter geht's. Aber Vorsicht: Wer den Kopf zu weit
einzieht, läuft Gefahr, nichts mehr zu hören.
Und das wäre
doch schade, schließlich versorgen auch die Ohren das Organ dazwischen
mit immer neuen Aufgaben. Wer hat zum Beispiel raus, weshalb "Hang Me Up To Dry" von den Cold War Kids das beste Gitarrenpopstück der
vergangenen fünf Jahre ist? Liegt es an den
Spät-80er-Shoegazer-Gitarren? Am lakonischen Rhythmus? Am für eine
Ami-Band erstaunlich britisch näselnden Gesang? An den gewollt schiefen
Klaviersprengseln? Oder ist es einfach diese verdammte Melodie, die sich
bereits nach dem ersten Hören unauslöschlich im Schädel festsetzt?
Vermutlich ist es von allem etwas.
Aber es gibt dieser
Tage noch mehr zu hören - und zu unserer großen Überraschung gehören
durchaus Neuerscheinungen dazu. Bruce Springsteen hat ein neues Album
veröffentlicht. Aha, da hören die ersten auf zu lesen. Selbst schuld.
Denn wer immer noch nicht weiß, dass "der Boss" (wie er von Fans und
Feuilletonisten genannt wird) erstens über einen schmutzig-rebellischen
Klassenkämpferhintergrund verfügt und zweitens mehr zu bieten hat, als
seine Radiohits erahnen lassen, hat schlicht nichts verstanden. Gebt dem
Mann eine Chance! Oder um es mit Nick Hornby zu sagen: Es ist nicht diese Art Springsteen.
Außerdem
muss ja jemand den Job erledigen, da ist ein hemdsärmeliger
Multimillionär aus den Staaten so gut wie jeder andere. Ganz heiser ist
er, der Bruce, vom vielen Anschreien gegen all die Ungerechtigkeiten
in dieser, unserer Welt. Und auch das tut von Zeit zu Zeit sehr Not:
Leider wird die globale Gesamtsituation nämlich nicht besser, sondern
schlechter. Das macht nicht nur unzufrieden, das lässt frösteln.
Verdammt kalt da draußen. Und es wird noch kälter.