Worüber schreiben? Ist nicht bereits alles zum Thema Musik
gesagt worden? Sogar das, was besser ungesagt geblieben wäre? Und schon
haben wir sie, die Arbeitsüberschrift unserer neuen Lektion: "Wie, das
war's schon?!" Wer häufig, intensiv und möglicherweise sogar gerne Musik
hört, kommt unweigerlich an einen Punkt, an dem es nicht mehr
weiterzugehen scheint.
Alles klingt bekannt, Neues wird
kaum noch wahrgenommen, eine gewisse Langeweile droht sich
breitzumachen. Vorbei die Zeiten juveniler Begeisterung,
da man als neugieriger Novize am Plattenteller des örtlichen
Tonträgerfachhandels stand. Was waren das für glückliche Tage, als die
Handflächen schwitzten und die Augen glücklich glänzten, während
mysteriöse Wesen aus einer anderen (besseren!) Welt ihre Instrumente
meisterhaft bedienten und Geschichten aus ihrer fernen Heimat erzählten.
Nun
gut, Vertreter der Vorgängergenerationen lächelten seinerzeit mitunter
verächtlich und wedelten die euphorischen Erfahrungsberichte der
Jünglinge mit den Worten beiseite: "Kenn' ich. War alles schon mal da."
Und das stimmt ja auch, das stimmt ja auch (Rainald Grebe). Sicherlich
lässt sich die Historie der Populärmusik bis in die Steinzeit
zurückverfolgen. ("Historie der Populärmusik" wird übrigens demnächst
als Buchtitel für viel Geld an Frank Laufenberg verkauft.) Eine dieser
Ketten verläuft etwa so: Creed, Stone Temple Pilots, Pearl Jam, Led Zeppelin, Willie Dixon. Was stellen wir fest, werte Zielgruppe? Richtig:
Früher war alles besser.
Dennoch sei dem 15-jährigen
Strokes-Fan gegönnt, das unbeholfene Gestolper seiner Helden für neu,
bahnbrechend oder gar gut zu halten. Früher oder später wird er sicher Television entdecken, "Marquee Moon" lieben lernen und es besser wissen.
Bis dahin blicken wir alten Säcke ein wenig neidisch auf das arrogante
Jungvolk, das sich nichts sagen lässt. Und Spaß hat sie auch noch, die
unbedarfte Kinderschar!
Allerdings ist es wie so oft die
Hoffnung, die nicht nur zuletzt stirbt, sondern auch am Horizont
funkelt. Wer offenen Ohres durch sein Leben taumelt, nimmt ihr Glitzern
zuweilen wahr. Das war's nämlich noch lange nicht.